Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 13. Oktober 2024

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr...

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Datum:
Fr. 11. Okt. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Wie bekommt man denn nun ein Kamel durch ein Nadelöhr?

Und (für mich immer schon die eigentlich wichtigere Frage): Was hat denn ein Kamel überhaupt mit einem Nadelöhr zu tun?

 

Tatsächlich gibt es nicht wenige Exegeten (das sind Theologen, die sich mit der Auslegung der Bibel beschäftigen), die meinen, wir hätten es hier mit einer „schiefen“ Übersetzung zu tun.

Das eigentliche aramäische Wort, das Jesus hier wohl benutzt habe, könnte man nämlich auch mit Seil oder Tau übersetzen.
Das macht ja auch durchaus mehr Sinn: Ein dickes Seil passt nicht durch ein kleines Nadelöhr.

Andere Exegeten weisen darauf hin, dass es in der Stadtmauer von Jerusalem neben dem großen Stadttor auch eine kleine Tür, einen Durchschlupf gegeben habe, der im Volksmund (womöglich)  „Nadelöhr“ genannt wurde.
Ein Kamel passt da sicher nicht durch.

Aber egal, wie man es auch dreht und wendet: Wir können es hier ruhig beim Kamel und beim Nadelöhr bewenden lassen, denn am Ende geht es doch bei diesem Bild nur um das Eine: Es geht halt nicht durch.

 

In einer Bibelauslegung zum heutigen Sonntagsevangelium fand ich die interessante Frage: Was wäre denn passiert, wenn dieser junge Mann tatsächlich hingegangen wäre und hätte sein ganzes Vermögen an die Armen verschenkt.
Hätte Jesus dann wirklich zu ihm gesagt: „Ja, jetzt ist alles gut. Jetzt hast du dir den Himmel verdient?“

Oder hätte Jesus nicht gesagt: „Sehr schön. Aber eines fehlt dir noch.“
Und wenn er das auch noch getan hätte, dann wäre da sicher noch etwas anderes gewesen.
Und das Ganze sicher nicht, um den jungen Mann zu ärgern oder an der Nase herumzuführen.

Die Grundfrage des jungen Mannes war ja: Was muss ich tun, um mir den Himmel zu verdienen?
Und da lautet die Antwort: Du kannst es nicht.

Es gehört zu unserem Menschsein, dass wir unvollkommen sind.
Und – egal wie sehr wir uns anstrengen -, dass wir nie vollkommen sein werden.

 

Mein Psychotherapeut pflegte zu sagen: Es gehört zu den großen Errungenschaften der christlichen Religion, „das Perfekte“ vom Menschen nach außen zu transferieren.
„Der Perfekte“ ist Gott.
Der Mensch kann es nicht sein und muss es nicht sein.

Wir sind Menschen. Und Menschen haben Fehler.
Haben Stärken, aber eben auch Schwächen.
Wer vollkommen ist, der ist kein Mensch mehr.
Vollkommen ist nur Gott.

 

Es ist ja ziemlich aus der Mode gekommen, die Lebensgeschichten von Heiligen zu lesen.
Aber an dieser Stelle wäre das durchaus heilsam.

Heilige sind ganz besondere Vorbilder, Menschen, die im Leben Besonderes geleistet haben.
Aber wenn Sie deren Lebensbeschreibungen lesen, wird Ihnen fast durchgängig auffallen, dass sie keineswegs vollkommen waren.
Dass sie auch Menschen waren – mit Stärken und Schwächen.
Und das sie ein großes Gespür dafür hatten, wie viel ihnen eigentlich noch fehlt – und dass sie vollkommen nie werden würden.

 

Was der junge Mann im heutigen Evangelium im Sinn hatte, das war von Anfang an unmöglich und unsinnig: Er wollte sich den Himmel verdienen.

Es wäre ihm zu wünschen, dass er das begriffen hätte.
Und es wäre uns zu wünschen, dass wir das begreifen.

Den Himmel verdienen, das können wir nicht.
Wir sind Menschen.
Menschen sind nicht vollkommen.

Das ewige, das vollkommene Leben können wir (und müssen wir) dem überlassen, der wirklich vollkommen ist: Gott.
Das ist gut so.
Und das ist wirklich ent-lastend.

Predigtidee: Jörg Sieger (www.joerg-sieger.de)

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Ein Mann, der nur heiraten wollte, wenn er die perfekte Frau fände, hatte tatsächlich das Glück, sie zu finden, seine perfekte Frau.
Als er gefragt wurde, warum er sie nicht heirate, soll er todtraurig geantwortet haben: "Das Problem ist, dass sie den perfekten Mann sucht."

Aristoteles, ein sehr kluger Philosoph, hätte uns diese Geschichte wahrscheinlich so erklärt: "Alles im Leben, was einen Wert hat, kann durch ein Zuwenig, aber auch durch ein Zuviel erstört werden. Die Mitte ist gefragt, die Balance."

Im Leben des Menschen kommt es darauf an, das richtige Gleichgewicht zu halten.
Das gilt auch für den modernen Trend der "Selbst-Optimierung".

Ratgeber und Mini-Computer am Handgelenk sollen uns dabei helfen, noch gesünder, stärker, effizienter, vollkommener zu werden.

Aber auch und gerade hier gilt das Lebensprinzip der Balance, damit aus einem "perfekt" kein "defekt" wird.

Menschsein heißt nicht perfekt sein, sondern: die richtige Balance finden.

nach einem Text von Stanislaus Klemm (www.pfarrbriefservice.de)