Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 13.08.2023

Wie geht Glauben?

to-go-4686354_1280 (c) Barbara-landolo (www.pixabay.de)
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Datum:
Fr. 11. Aug. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Was heißt Glauben?
Und wie geht glauben?

Das heutige Evangelium ist so etwas wie eine Antwort auf diese Fragen – in Form einer Erzählung. Es stellt uns Petrus als Beispiel vor Augen.

Ich spüre, wie sich da in mir gleich mal Widerspruch regt. Ausgerechnet Petrus?
Hätte es da nicht bessere Beispiele gegeben?

Die Gottesmutter Maria etwa.
Als der Engel ihr die vollkommen verrückte Botschaft brachte, war ihre schlichte Antwort: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“

Oder von mir aus Josef.
Immer wieder erhält der im Traum unmögliche Aufträge von Gott – und setzt sie am nächsten Tag einfach in die Tat um.

Das wären für mich Beispiele für „glauben“.
Aber ausgerechnet Petrus, dieses Großmaul, der den Mund immer wieder reichlich voll nimmt: „Ich dich verraten – niemals!“ Und dann verrät er Jesus gleich dreimal.
Auch im heutigen Evangelium spielt er keine besonders rühmliche Rolle. Nach ein paar Schritten bekommt er Angst und kann nur noch jämmerlich rufen: „Herr, rette mich.“

Ausgerechnet diesen Petrus stellt uns der Evangelist vor Augen, wenn es um „Glauben“ geht.

 

Genau das ist auch schon die erste, wichtige Lektion: Glaube heißt nicht perfekt sein. Glaube heißt nicht, alles richtig zu machen. Glaube heißt nicht, keine Angst zu haben oder keine Zweifel.

Mein Psychotherapeut pflegt zu sagen: „Es ist die große Errungenschaft der christlichen Religion, ‚das Perfekte‘ nach außen zu verlagern. Gott ist der Perfekte. Der Mensch ist es nicht, kann es nicht sein. Gott ist perfekt, der Mensch nicht.“

Und ich möchte ergänzen: Es gibt auch keinen perfekten Glauben.

 

Wie geht denn nun „Glauben“?

Da erzählt Matthäus diese schöne Geschichte von Petrus, der auf dem Wasser geht.
Dass Jesus auf dem Wasser geht - das kennen wir ja. Der kann das…

Aber dass Petrus das auch kann?
Ein ganz normaler Mensch?

Ja, es gibt sie, solche Augenblicke im Leben, wo ich das Gefühl habe, nichts kann mich aus der Bahn werfen.
Wie der Bayer sagen würde: „A gmahde Wiesn“.
Ich habe das Gefühl, ich könnte auch über Wasser laufen.

 

„Komm!“ sagt Jesus zu Petrus.
Was steckt in diesem einen Wörtchen „Komm“ nicht alles mit drin?

Ich übersetze mal so:

Vertrau mir!
Glaube mir!
Glaube mir, dass ich da bin, wenn du mich brauchst.
Vertrau mir, dass ich dich nie und nimmer in Stich lassen werde.
Hab keine Angst, lass dich nicht verwirren,
nicht einmal durch die Dinge, die du nicht verstehst.
Glaube mir, dass ich alles in deinem Leben, so schmerzhaft es auch anfangen mag, zum Guten wenden werde.

Wenn ich das glauben kann, wenn ich so vertrauen kann, dann kann ich sogar übers Wasser gehen.
Dann gelingt mir Unmögliches.
Dann könnte ich, wie es an anderer Stelle im Evangelium heißt, Berge versetzen, Berge der Mutlosigkeit und Sinnlosigkeit.

"Komm!" sagt Jesus.
Petrus glaubt, vertraut - und er kann über das Wasser gehen.

 

Aber das mit dem „auf dem Wasser gehen“ ist nicht wirklich von langer Dauer.
Es kommen Zweifel, es kommt vielleicht auch Angst.

Auch wir leben im Sturm der Zeit.
Regenmassen auf der einen Seite, Trockenheit und verheerende Brände auf der anderen Seite.
Ereignisse im eigenen Leben, die erschüttern, Hass und Unmenschlichkeit, die sprachlos machen.

Und auf einmal trägt der Glaube nicht mehr.
Wir drohen unterzugehen.

Matthäus sei Dank, wissen wir, dass es Petrus auch so ging.

Gottlob weiß ich darum, dass Jesus sich nicht mit perfekt Glaubenden umgibt und dass er den Petrus längst schon wieder an der Hand gepackt hat, lange bevor der gerufen hat „Herr, rette mich“.
Und wenn Jesus am Ende sagt: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“  dann habe ich fast den Eindruck, er tut das mit einem Lächeln im Gesicht.

Gott sei Dank gibt es das heutige Evangelium.
Denn der gar nicht so perfekte Glaube des Petrus hilft mir, an meinem eigenen Glauben nicht zu verzweifeln.

Vielleicht muss jeder von uns den Glauben, das richtige Vertrauen auf diesen Gott, ein Leben lang lernen.

 

Genießen wir die Zeiten, in denen uns der Glaube trägt und wir (bildlich gesprochen) über das Wasser gehen können.
Aber rechnen wir durchaus auch damit, dass es Zweifel oder Angst gibt und wir das Gefühl haben unterzugehen.

Wir dürfen sicher sein, dass ER uns auch dann die Hand reicht, so wie Petrus.

 

Ja, Herr, ich glaube.
Halte mich, wenn ich manchmal zweifle, so wie Petrus.

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Manche Menschen wissen Bescheid.
Manche Menschen wissen, wo’s langgeht.
Sie haben auf jede Frage eine Antwort.
Da gibt es ein glasklares
Schwarz oder Weiß,
Ja oder Nein,
Gut oder Böse.

Solche Menschen machen mir Angst.
Sie lassen keinen Freiraum –
freien Raum für Träume, Zweifel, Ängste.

Die Bibel erzählt von Menschen,
die zweifeln wie Thomas,
die Angst haben im Seesturm wie Petrus,
die den Aufbruch wagen wie Abraham,
ohne zu wissen, wo’s langgeht,
und sich doch auf Neues einlassen.

Menschen auf dem Weg.
Menschen auf der Suche,
Menschen mit Visionen,
das sind die Menschen der Bibel.

Das ist beruhigend zu wissen
für meinen Lebensweg.
Weil ich manchmal auch nicht immer weiß,
wo’s langgeht.

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Ich wünsche, wie immer, einen schönen Sonntag.

Vielleicht, wenn Sie mögen, sehen wir uns ja auch beim Pfarrfest an diesem Sonntag in Breinig.

Herzliche Grüße,

Ihr
Ulrich Lühring