



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Gesegnet der Mensch, der sich auf den Herrn verlässt. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist. Er hat nichts zu fürchten und ist ohne Sorge.
(Jer 17,5-8)
Ein großes Versprechen ist es, was uns der Prophet Jeremia in der Lesung an diesem Sonntag gibt. Wenn es nur stimmen würde.
Von wegen: Wer sich auf Gott verlässt, hat keine Sorgen. Erzählen Sie das mal gläubigen Eltern, die ihr Kind verloren haben. Oder christkatholischen Kirchgängern, die vom Arzt eine schlimme Krankheitsdiagnose bekommen.
Von wegen „nichts zu fürchten und keine Sorge“ – trotz allem „sich auf Gott verlassen“.
Auch das, was Jesus im heutigen Evangelium sagt, klingt mir in solchen Situationen wenig hilfreich (Lk 6,17-26).
Es klingt ja schön und gut, dass den Armen das Reich Gottes gehört und die Unterdrückten großen Lohn im Himmel haben werden. Aber was nützt es ihnen hier und jetzt?
Ist die Botschaft vom Reich Gottes, vom Lohn, den man dort erhalten wird, wirklich nur eine Art „Jenseitsvertröstung“? Keine große Hilfe für diejenigen, denen es jetzt dreckig geht?
Ich will und ich kann nicht glauben an einen Gott, der zu den Menschen sagen würde: „Das Leben ist zwar ein Jammertal, aber da kann man nichts machen. Das muss man halt ausmachen. Im Himmel wird alles besser.“
Auch Jesus hat nicht gesagt: „Seid still, haltet aus und wartet auf bessere Zeiten.“
Er hat zu Gelähmten gesagt: „Steh auf, nimm dein Bett und geh.“
Er wird (ein paar Seiten weiter im Evangelium) seine Jünger aussenden, nicht nur mit einer guten Botschaft, sondern er gibt ihnen die Kraft, Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen.
Jesus hat dazu aufgerufen, alles Menschenmögliche zu tun, um die Verhältnisse zu ändern.
Er will, dass wir uns mit aller Kraft einsetzen für Gerechtigkeit, für Frieden und für menschenwürdige Lebensbedingungen für alle Menschen.
Gott schaut nicht zu, wenn Menschen leiden.
Aber er schnippt nicht einfach mit den Fingern – und alles Leid ist von heute auf Morgen davongeblasen. So einfach ist es nicht.
Und, wenn wir den Propheten Jeremia richtig verstehen, ist es auch nicht das, was in der Lesung verheißen wird.
Wer sich auf den Herrn verlässt, der ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist.
Da steht nicht: Der ist, wie ein Baum in einem Gewächshaus. Geschützt für der Witterung und allen Gefahren. Wo dreimal am Tag der Gärtner vorbeikommt und dafür sorgt, dass es auch an nichts fehlt.
Auch für den Baum am Wasser gibt es Sturm und Hagel. Dem Baum auf dem Bild zu diesem Impuls sieht man an, dass er es nicht immer leicht hatte und nicht einfach schön und gerade wachsen konnte.
In den Zeiten von Corona war häufig die Rede von Resilienz. Gemeint ist die Kraft, Belastungen auszuhalten und Probleme zu meistern.
Jeremia sagt: Der Mensch der glaubt, ist wie ein Baum am Wasser.
Das heißt nicht, dass es keine Stürme und keine Probleme gibt
Aber es heißt, dass er Wurzeln hat, die ihm Wasser und Nahrung geben, um diese Belastungen auszuhalten.
Man könnte auch sagen: Wer glaubt, der hat Resilienz.
Mir kommt dazu folgende Geschichte in den Sinn:
Am Rand einer Oase stand ein junger Palmbaum.
Eines Tages kam ein finsterer und böser Mensch vorbei. Der nahm einen großen Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone.
Die junge Palme bog sich und hoffte, dass ein kräftiger Wind die Last abschütteln würde. Aber vergebens.
Da krallte sich der junge Baum tiefer in den Boden und stemmte sich gegen die Last. Er senkte seine Wurzeln so tief, dass sie tief in die verborgene Wasserader der Oase erreichten.
Nach vielen Jahren kam der Mann wieder und suchte nach dem Krüppelbaum. Da senkte die größte Palme ihre Krone mit dem Stein darin und sagte: „Eigentlich muss ich dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht.“
Wer sich auf den Herrn verlässt, der ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist.
Das heißt nicht, dass es keine Lasten und Probleme gäbe für den der glaubt.
Unser Glaube nimmt uns nicht alle Steine aus der Krone unseres Lebens.
Aber er gibt uns die nötigen Wurzeln, um sie zu tragen.
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Schreckensnachrichten immer wieder -
in der Tagesschau und im eigenen Leben.
Wie soll man da noch an einen guten Gott glauben?
Gottes Antwort ist keine theoretische Antwort.
Seine Antwort in diesem Jesus ist eine praktische Antwort.
Das Erste, was Jesus tut ist: Kranke zu heilen,
Hungernden zu essen zu geben,
Dämonen zu vertreiben.
Leiden soll und muss gelindert werden.
Das ist sein Auftrag an die Jünger – und an uns.
Und die zweite Antwort ist:
Jesus geht selbst da hinein
und identifiziert sich mit den Leidenden.
„Was ihr dem Geringsten getan habt,
das habt ihr mir getan.“
Er ist dabei und mittendrin.
Sein Kreuz steht zwischen allen, die ihr Kreuz im Leben spüren.
Jesus selbst erfährt die Angst der Gottverlassenheit.
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Aber Gott ist da.
Er hat Jesus nicht verlassen,
sondern herausgeholt aus der Erfahrung der Gottverlassenheit und des Todes.
Den trauernden Jüngern stellt sich Jesus als Auferstandener vor.
Das verwandelt diese Jünger und macht sie zu neuen Menschen.
Hilfe, Gemeinschaft und Rettung
erfahren viele in Katastrophen und schlimmen Zeiten.
Hilfe und Beistand und Trost durch Menschen –
und durch Gott.
Der Mensch, der sich auf Gott verlässt,
ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist.
Er ist nicht wunderbar bewahrt
vor Sturm und Kälte und Hagel.
Aber er hat Wurzeln,
die ihm helfen, diese Lasten auszuhalten und zu tragen.
nach einem Text von Thomas Gertler SJ
in: pfarrbriefservice.de
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Herzliche Grüße,
Ihr
Ulrich Lühring