Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 16. Juni 2024

Nicht nur Senfkörner wachsen und gedeihen

Gerücht (c) Copilot (KI)
Gerücht
Datum:
Mi. 12. Juni 2024
Von:
Ulrich Lühring

Ich bin ja ein Opernfan.
Aber es hat mich doch selbst überrascht, dass mir zum heutigen Evangelium vom kleinen Senfkorn, das zu einem großen Baum wächst, ausgerechnet eine Opernarie eingefallen ist.
Und zwar eine, auf die man in diesem Zusammenhang nun wirklich nicht auf den ersten Blick kommt.

Es geht um die Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini. In der gibt es die sogenannte „Verleumdungsarie“.
Don Basilio erklärt in dieser Arie, was ein Gerücht ist – und Gioachino Rossini hat das mit musikalischen Mitteln wunderbar umgesetzt.
Zunächst ist da nur eine Stimme, ein Instrument, die da ein Gerücht in die Welt setzt.
Dann kommt ein zweites Instrument dazu, das das Gerücht sozusagen weitersagt.
Dann ein drittes, ein viertes, immer mehr – und am Ende wird die "Melodie dieses Gerüchtes"  vom ganzen Orchester wie ein gewaltiger Donner vorgetragen.

 

Aus einem Senfkorn wächst ein ganzer Baum.
Was Jesus im heutigen Evangelium sagt, gilt ja nicht nur im positiven Sinn.
Jeder, der einen Garten hat, weiß, dass es nicht nur die gewollten Pflanzen sind, die wachsen und gedeihen.

Ich bin persönlich weder bei Facebook noch bei Twitter bzw. X - und wie die ganzen Programme heißen. Aber ich weiß doch, was ein Shit-Storm ist, denn die Gerüchteküche, in der aus einem Senfkorn ein großer Baum wächst, ist keine Erfindung der sogenannten „Sozialen Medien“, die gab es doch immer schon.
Einer setzt ein Gerücht in die Welt – jemand sagt es weiter und daraus wird, wie in der Verleumdungsarie von Rossini, ein großes Orchester.

Das kam mir einfach in den Sinn bei diesem Bild vom Senfkorn, das wächst und wächst.

Und ich stelle mir und Ihnen die Frage: Wie ist das denn bei mir?
Und wie gehe ich mit solchen Gerüchten in Senfkornform um?

 

Dazu habe ich (wieder einmal) eine kleine Geschichte mitgebracht.

Bischof Ammonas war einer der sogenannte „ägyptischen Wüstenväter“ im 5. Jahrhundert.
Einmal, so wird erzählt, kam Bischof Ammonas zu Besuch in einen kleinen Ort.
Ganz in der Nähe befand sich eine Einsiedelei mit einem Mönch, der in sehr schlechtem Ruf stand.
Man hatte nämlich beobachtet, dass ihn des Öfteren eine Frau in seiner Höhle aufsuchte.
Als sich das herumsprach, gerieten die Einwohner des kleinen Ortes in große Aufregung und taten sich zusammen, um ihn aus seiner Einsiedelei zu vertreiben.

 Als sie nun erfuhren, dass Bischof Ammonas im Ort sei, erzählten sie ihm von der Geschichte und forderten ihn auf, mit ihnen zur Höhle des Einsiedlers zu gehen.
Ammonas ging mit.
Eine große Menge folgte ihm. Jetzt musste die Sache endlich auffliegen.

 Als der Einsiedler die Menge kommen sah, nahm er die Frau und versteckte sie in einem großen Fass.
Bischof Ammonas aber durchschaute die Sache. Er trat in die Höhle und setzte sich selbst auf das Fass.
Dann ordnete er eine genaue Durchsuchung der Höhle an.
Aber obwohl die Leute alles auf den Kopf stellten, fanden sie die Frau nicht.
Bischof Ammonas aber rührte sich nicht von der Stelle.

Als sie die Suche erfolglos abbtrachen, sagte Altvater Ammonas: „Gott soll euch vergeben, dass ihr eurem Bruder Übles gewollt und Böses nachgesagt habt.“
Als alle gegangen waren, nahm er den Einsiedler bei der Hand und ermahnte ihn: „Gib auf dich acht, Bruder.“

 

Ich merke, wie diese Geschichte in mir Unmut erregt: Das kann man doch nicht machen. Das ist doch genau jenes Vertuschen und jene Unehrlichkeit die wir gerade in Kirche nicht haben wollen.
Aber es bleibt auch die Frage, um die es (sozusagen als „Moral von der Geschichte“) eigentlich geht:
Wie hätte ich denn reagiert?
Wie reagieren Sie, wenn über andere geredet wird?
Setzen Sie sich auf das Fass – oder rühren Sie kräftig mit?

 

Aus einem Senfkorn kann ein gewaltiger Baum werden – nicht nur im guten Sinn.
Aber nur, wenn ich mitmache.
Und nicht, wenn ich mich auf das Fass draufsetze.

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Gerüchteküche
Eine Art Tsunami-Geschichte

Hast du schon das neueste Gerücht über Günther gehört? 

….. 

Was, das interessiert dich nicht?
Na, dann erzähle ich es eben Günther über dich.

Peter Weidemann
pfarrbriefservice.de

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Ein Lob auf den Kompost

 

»Wie kann das Befreiende und Heilende wachsen

in mir, meinen Beziehungen, in der Welt?«,

fragte die Frau.

 

Das Eine ist das Handeln und Planen.

Der Wille, etwas verändern zu wollen.

Die Offenheit und Bereitschaft zu kämpfen,

Dunkelheiten zu durchschreiten, Prozesse zu durchleben.

 

Das andere ist das Ruhenlassen,

ablegen, sein und wirken lassen - wie beim Kompost:

 

Es gibt Prozesse, die wirken im Innern,

Gärungs- und Umwandlungsprozesse.

Da wirkt die Weisheit im Kleinsten und in der Tiefe.

Da wächst aus Vergangenem und Verdorbenem

eine neue Lebenskraft.

Da geschieht - fürs Auge verborgen -

Verwandlung und Neubeginn.

Dann ist das Lassen mehr als das Tun.

Ein mutiger Akt des Vertrauens.

 

Barbara Lehner

aus: Andrea Kett und Hildegund Keul (Hg.), Du gibst meinem Leben weiten Raum, Spirituelle Texte von Frauen. Schwabenverlag, Ostfildern 2011
www.pfarrbriefservice.de 

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Der nächste "Geistliche Impuls zum Sonntag" erscheint in 14 Tagen.
Bis dahin eine gute Zeit und Gottes Segen

Ihr
Ulrich Lühring