© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Das Evangelium dieses Sonntages (Joh 6,51-58) ist ja mal ein Evangelium, das man gut verstehen kann.
Gleich sechsmal wird uns eingeschärft, dass wir „das Fleisch Jesu essen“ müssen, weil es „eine wahre Speise ist“.
Es liegt ja wohl auf der Hand, dass hier die Rede ist von der Kommunion, vom Leib Christi, den wir bei der Messe empfangen.
Die Aussage des Evangeliums wäre dann sinngemäß:
Man kann nicht Christ sein ohne diese Gemeinschaft des Abendmahles, ohne das gemeinsame Essen dieses besonderen Brotes.
Christsein ist eine Gemeinschaftsreligion, keine Frage der persönlichen Gesinnung im stillen Kämmerlein.
Es kann keine christliche Gemeinde geben ohne diese gemeinsame Feier.
Und es kann niemand Christ sein ohne diese Feier der Gemeinschaft.
Man kann ein guter Mensch sein.
Aber kein Christ.
Das ist keine Erfindung der Kirche, um am Sonntag die Kirche voll zu bekommen, das hat Jesus selbst so gesagt:
Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir
und ich bleibe in ihm.
Allerdings ist diese Deutung des heutigen Sonntagsevangeliums meiner Meinung nach nur „die halbe Miete“.
Was bedeutet es denn für uns heute, die wir als Christen seinen Namen tragen und uns um seinen Tisch zum Mahl treffen?
Es soll und will doch mehr sein als die Pflege einer Tradition. Erst recht mehr als die Erfüllung einer „Sonntagspflicht“.
In einem Kommentar zum heutigen Evangelium las ich als Überschrift den bekannten Spruch Liebe geht durch den Magen.
Wenn ich etwas esse, nehme ich es in mich auf.
Es wird ein Teil von mir.
Es geht mir unter die Haut.
Wer sich auf diesen Jesus einlässt, wird mit seiner Lebenseinstellung konfrontiert.
Seinem Einsatz für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit, Frieden, mit seinem Engagement für die Armen, die Kranken, die gesellschaftlich Schwachen.
Es ist sicher nicht im Sinne Jesu, am Sonntag einen schönen Gottesdienst zu feiern – und gleichzeitig auszublenden, wofür er gelebt hat und wofür er gestorben ist.
Ich möchte hier noch einmal zurückkommen auf Olympia in Paris.
Bei der pompösen Abschlussfeier wollte ich bei den obligatorischen Reden schon abschalten.
Aber dann kamen vom IOC-Präsident Thomas Bach einige Sätze, die mich aufhorchen ließen:
Wir wissen, dass die Olympischen Spiele keinen Frieden auf der Welt schaffen können.
Aber die Olympischen Spiele können eine Kultur des Friedens schaffen, der die Welt inspiriert.
Danke, dass ihr uns an eine bessere Welt glauben lasst.
Danke, dass ihr uns zum Träumen gebracht habt.
Deshalb rufe ich alle auf, diesen Olympischen Geist zu teilen.
Lassen Sie uns diese Kultur des Friedens jeden Tag neu leben.
Wenn wir diese Sätze übertragen und anwenden auf das Sonntagsevangelium, sind wir (glaube ich) sehr nah an dem, was Jesus will.
Jesus betont, dass wir sein Fleisch essen müssen, ganz eins werden müssen mit ihm, um dabei zu sein.
Nicht als Zuschauer, sondern als Nachahmer, indem wir so leben wie er.
Zum Schluss noch eine etwas ketzerische Bemerkung:
Die Botschaft in der Rede von Thomas Bach fand ich gut.
Auch wenn es sicher an der Person dieses IOC-Präsidenten und mancher Funktionäre berechtigten Anlass zur Kritik gibt.
Die Olympische Idee an sich ist gut und wird überdauern, auch wenn die konkrete Umsetzung heute alles andere als perfekt ist.
Ob man das auch übertragen kann auf die christliche Botschaft und deren Funktionäre?
Die Botschaft ist gut.
Auch wenn sie von den Funktionären nicht immer wirklich gut umgesetzt wird.
Wer mein Fleisch isst,
der bleibt in mir.
Nicht als passiver Zuschauer und Empfänger.
Der nimmt mich auf.
Mich – und meine Ideen und meine Lebenseinstellung.
Wir wissen, dass unsere Gottesdienste und die Gemeinschaft um den Altar keine bessere Welt schaffen können.
Aber sie lassen uns an eine bessere Welt glauben.
Sie wollen uns immer wieder zum Träumen bringen.
Lasst uns diese andere Kultur, diese Christliche Kultur jeden Tag neu leben.
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Wann wird Brot zum Brot
Das Samenkorn wird in die Erde geworfen.
Es bricht auf und wächst zu neuer Frucht.
Aber es ist noch kein Brot.
Die Ähren werden geschnitten.
Das Korn wird gedroschen.
Es wird zu Mehl gemahlen.
Aber es ist noch kein Brot.
Das Mehl wird mit Wasser zu Teig vermengt und geknetet.
Der Teig wird im Ofen gebacken.
Aber jetzt ist es doch Brot – oder?
Das Gebackene kommt auf den Tisch.
Menschen teilen es miteinander.
Menschen stillen ihren Hunger und spüren Gemeinschaft.
Jetzt ist das Brot erst wirklich Brot.
Idee: Johanna Strasser-Lötsch
www.predigtforum.com
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Mit einem herzlichen Sonntagsgruß,
Ihr
Ulrich Lühring