Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 2. Juni 2024

Vom heiligen Nichtstun

512294_web_R_by_Thorben Wengert_pixelio.de (c) Thorben Wengert (www.pixelio.de)
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Datum:
Fr. 31. Mai 2024
Von:
Ulrich Lühring

Nicht nur die Europameisterschaft steht vor der Tür – in ein paar Wochen auch die Sommerferien, vielleicht auch Ihr Urlaub.

Die Pläne sind sicher längst schon gemacht.
Städte besichtigen – oder wandern?
Schwimmen, klettern oder tauchen?

Einer Umfrage zufolge plant jeder zweite in diesem Jahr einen sogenannten „Aktivurlaub“.

 

Dolce far niente – das süße Nichtstun“ – hatte einst einen wunderbar süßen Beigeschmack, nach Italien, nach Urlaub.
Aber gibt es das überhaupt noch?
Einfach „Nichts tun“?

Nicht nur im Urlaub scheint das Nichtstun verschwunden zu sein.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie bei einer Terminabsprache sagen: „An dem Tag kann ich nicht, da wollte ich einmal nichts tun?“

 

In der Lesung dieses Sonntags (Dtn 5,12-15) hören wir, was das für eine Errungenschaft war, geradezu eine Revolution: ein Ruhetag für alle, nicht nur für den Herrn, auch für die Sklaven und die Fremden – für alle.

Freie Zeit, das ist für uns schon etwas Selbstverständliches geworden.

Ich erinnere mich noch an den Kampf um den arbeitsfreien Samstag: „Am Samstag gehört mein Papi mir!“ (so hieß der Kampfspruch der Gewerkschaft damals).
Mittlerweile diskutieren wir schon über die Vier-Tage-Woche.

Wir verfügen über ein solches Maß an Freizeit, dass viele schon gar nicht mehr wissen, was sie denn mit der ganzen Freizeit anfangen sollen.
Wir brauchen mittlerweile eine ganze Industrie, die sich damit beschäftigt, was Menschen in dieser Freizeit denn noch alles tun und erleben könnten.

Hätte man das den alten Israeliten erzählt, es wäre wohl unvorstellbar für sie gewesen.
Aber noch unvorstellbarer wäre es wohl für sie gewesen, dass die Menschen mit all ihrer Freizeit keineswegs glücklicher oder zufriedener sein werden.
Wenn man den alten Israeliten erzählen würde, was das heute für ein Stress sein kann – wie geschafft manche Familie am Urlaubsort ankommt, nach dem ganzen Stress des Packens und kilometerlangen Staus.

Es ist doch wirklich verrückt, dass mancher am Sonntagabend nach einem Tag voller Freizeitaktivitäten mehr geschafft ist als nach einem ganz normalen Arbeitstag.

Damit mir freie Zeit wirklich gut tut, braucht es anscheinend mehr als allein den Umstand, dass ich viel davon habe.
Damit Freizeit mir gut tut, muss ich anscheinend auch wissen, was ich damit anfange – und wie sich sie sinnvoll füllen kann.

Und da scheint mir, dass wir in einer Zeit des Aktivurlaubs und unzähliger Freizeitangebote den Wert des Faulenzens und des wirklichen Nichtstuns unterschätzen.

 

Dabei gibt es doch eine allerhöchste Legitimation für den Müßiggang: Gleich am Anfang der Bibel wird es sogar für „heilig“ erklärt – das „Dolce far niente“.

Sechs Tage lang zeigt sich Gott als ein Macher.
Aber dann:

Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag.
Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk erschaffen hatte.
(Gen 2,1)

 Gott erklärt den Tag für heilig, an dem er selbst faulenzt und sich ohne Wenn und Aber dem süßen Nichtstun hingibt.

Der evangelische Theologe Jürgen Moltmann schreibt:
Der angesichts seiner Schöpfung am siebten Tag ruhende Gott beherrscht an diesem Tag die Welt nicht, sondern er fühlt die Welt.

 

Wenn ich an ein Bild von Gott, dem Schöpfer, denke, dann kommt mir am Ehesten das Deckenbild der Sixtinischen Kapelle in den Sinn: der dynamische, erschaffende Gott beherrscht die Szene.
Aber mir käme nicht das Bild von Gott in den Sinn, der im Schaukelstuhl oder auf der Liege vor sich hindöst und einfach „Nichts macht“.

 

Die Bibel aber begreift nicht die Erschaffung des Menschen am sechsten Tag als die Kröne der Schöpfung, sondern erst im Ruhen Gottes am siebten Tag kommt die Schöpfung zur Vollendung.

Könnte man das nicht auch so übersetzen:
Wer ohne Unterlass rackert, dessen Werk bleibt letztlich unvollendet?

 

Ich wünsche mir und ich wünsche Ihnen, dass wir den Wert des „Nichts-Tuns“ wieder neu lernen: am Sonntag – und im Urlaub.

Dass wir es machen wie Gott am siebten Schöpfungstag:
Einfach nichts tun.
Die Welt nicht beherrschen, sondern einfach – die Welt fühlen.

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Zeit für mich. Zeit zum Atem holen.

Wie sehr sehne ich mich danach.

 

Und dann ist sie da -
und ich bin schon wieder fort,
woanders mit meinen Gedanken,
mit meinem Tun und Arbeiten.

Aber du gehst mir nach.
Du weckst die Sehnsucht
bei mir zu sein, bei dir zu sein,
bei den Menschen, die ich liebe.

 

Halt mich an.
Halt mich auf.

 

Schenke mir die Lust zu sagen:
Sonntag! BITTE NICHT STÖREN.

Johannes Simon
(Pfarrbriefservice.de)

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Einen wirklich "geruhsamen Sonntag" wünscht
Ihr
Ulrich Lühring