Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 2. März 2025

Die drei Siebe

toy-414120_640 (c) Hardy S. (pixabay.de)
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Datum:
Sa. 1. März 2025
Von:
Ulrich Lühring

Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück – beim Anfang der heutigen Lesung (Sir 27,4-7) musste ich an eine Geschichte denken, die dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben wird:

Eines Tages kam ein Schüler ganz aufgeregt auf den Meister zugelaufen und rief: „Meister, du glaubst nicht, was ich gerade gehört habe!“
Der Meister unterbrach den Schüler und fragte: „Hast du das, was du mir jetzt erzählen willst, durch die drei Siebe geprüft?“ – „Welche drei Siebe?“ fragte der Schüler verwundert.

 „Das erste Sieb ist die Wahrheit“, sagte der Meister. „Ist das, was du mir erzählen willst, wirklich wahr?“ – „Na ja“, antwortete der Schüler, „ich habe es selbst erzählt bekommen und der es mir erzählt hat…“
„Aha“, meinte der Meister. „Probieren wir es mit dem zweiten Sieb: Ist das, was du mir erzählen willst wirklich gut.“ – „Von wegen gut“, antwortete der Schüler. „Ich würde eher sagen: Ganz im Gegenteil. Stell dir mal vor…“
„Kommen wir zum dritten Sieb“, unterbrach ihn der Meister. „Ist das, was du mir erzählen willst, wirklich wichtig und notwendig?“ – „Notwendig nicht unbedingt, aber wenn es stimmt, ist es ein Skandal…“
„Mein lieber Freund“, entgegnete der Meister. „Wenn das, was du mir erzählen willst weder sicher wahr, noch gut, noch belastbar ist – dann lass es lieber sein und belaste weder dich noch mich damit.“

 

Das erste, was mir beim Bild von den drei Sieben eingefallen ist: Wenn man etwas durch drei Siebe schüttet, bleibt nicht mehr viel übrig. Erst recht nicht, wenn die Siebe so fein sind wie diese drei.
Und dann habe ich gedacht: Ist das schlimm, dass dann nicht mehr viel übrig bleibt – oder ist es nicht eher positiv?

Wir werden mit Fake News, Gerüchten und Lügen – und mit allerlei wirklich nutzlosen Nachrichten doch regelrecht überschwemmt.
Wieviel Millionen lustige Videos werden über Sozial-Media verbreitet. Man kann ja kaum noch mit Freunden Essen gehen, ohne dass vorher der Teller fotografiert und in den Status gestellt wird.
Das dritte Sieb „ist das wirklich wichtig“ würde wohl ziemlich voll werden…

Um nicht zu reden vom ersten Sieb „Wahrheit“, wenn ich an die Fake News, Gerüchte und Lügen denke, nicht nur in sozialen Medien, sondern auch im Bekannten-, Verwandten- und Nachbarschaftskreis denke.

Das wäre schon ein Segen, wenn diese drei Siebe des Sokrates mal Verwendung finden würden.

 

Spätestens jetzt höre ich Jesus sagen: „Wie ist das mit dem Splitter im Auge des Anderen – und dem Balken im eigenen Auge.“ – Fass‘ dir doch mal an die eigene Nase.
Ganz sicher würde es auch mir guttun, wenn ich diese drei Siebe im Kopf und vor allem vor meiner Zunge hätte.

Es gibt Texte der Bibel, die sind schwer zu verstehen. Beim heutigen Evangelium ist eigentlich keine Predigt zur Erklärung nötig.
Was Jesus sagt, ist leicht zu verstehen.
Es ist eher schwer zu tun.

Die drei Siebe wären jedenfalls schon mal ein sehr guter Anfang.

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Von Antoine de Saint-Exupéry stammt das Zitat
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Blinde Herzen, die denken:
unser Land gehört uns,
wir zuerst.
Wir wollen keine Fremden,
sie nehmen uns etwas weg,
von unserem Überfluss, unserer Sicherheit, unserem Geld.

Blinde Herzen, die denken:
unser Glaube ist der einzig wahre,
die predigen von Hass und Zerstörung -
die fremde Kirchen, Moscheen und Synagogen
zertrümmern wollen
und andere Kulturen ablehnen.

Blinde Herzen, die denken:
Jeder ist seines Glückes Schmied.
Du hast schlechte Noten? – Musst du halt mehr lernen.
Du hast keine Arbeit? – Dann hast du dich nicht genug angestrengt.
Du bist obdachlos? – Selber schuld.

Und ich?
Auch mein Herz ist manchmal blind.
Dann sehe ich nur die Fehler aller anderen.
Dann schimpfe ich über Gott und die Welt.

Wer vergisst,
dass er ein Mensch ist mit Fehlern und Schwächen,
mit dem Geschenk, in Frieden zu leben,
umgeben von Menschen,
die uns mit Barmherzigkeit annehmen, so wie wir sind,
geschaffen von einem, der viel größer ist als wir,
dessen Herz wird blind – und unbarmherzig.

Denn wir sind beschenkt.
Gott hat uns gegeben,
mit vollen Händen,
und uns zu Menschen gemacht,
die denken können, lachen können, lieben können,

Wir haben Herzen, die sehen können.
Mit anderen auf Augenhöhe.
Mit offenen Herzen.

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Frohe Karnevalstage und am Aschermittwoch einen guten Start in die Fastenzeit
wünscht Ihr
Ulrich Lühring