



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Das heutige Sonntagsevangelium beginnt ja recht unverbindlich, fast wie eine Meinungsumfrage: „Für wen halten die Leute mich?“
Wobei die Antwort dann dort eher seltsam ausfällt: „Die einigen für Johannes den Täufer. Andere für Elija…“
Aber sagen wir nicht auch: „Der spielt Fußball wie ein zweiter Beckenbauer“. Oder wenn ein Jugendlicher toll Klavier spielt: „Wie ein neuer Mozart.“
Die Menschen damals halten Jesus offensichtlich für einen Propheten, einen neuen Elija – einen zweiten Johannes den Täufer.
Dann aber wird es persönlich: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
Eigentlich sollte auf diese Frage doch wohl jeder routinierte Kirchenbesucher eine Antwort parat haben.
Titel und Namen für diesen Jesus haben wir ja genug: der Heiland, der Sohn Gottes, der Christus…
Entsprechend routiniert antwortet Petrus (wie aus der Pistole geschossen): Für den Messias Gottes.
Dann aber kommt etwas, das man überhaupt nicht erwarten sollte: Er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen.
Was bitte soll so verkehrt oder so geheim daran sein, dass Jesus der Messias ist?
Das aramäische Wort „Maschiah“ bedeutet so viel wie Gesandter Gottes – oder besser Gesalbter Gottes.
Ins Griechische übersetzt: christós – Christus.
Das benutzen wir doch dauernd, nennen uns selbst Christen. Was soll denn daran falsch (oder geheim) sein?
Dazu müssen wir uns zurückversetzen in die Zeit Jesu.
Der Messias ist in der jüdischen Tradition der von den Propheten angekündigte Retter am Ende der Tage, der Gesandte Gottes, der „Schalom“ für alle bringt, Friede, Heil, Gerechtigkeit.
Aber gerade zur Zeit Jesu, in der Zeit der römischen Besatzungsherrschaft, erwartete man diesen Messias durchaus als kämpferischen Befreier, als politischen Führer, der die verhassten Römer aus dem Land werfen würde.
Aber so ein Messias ist Jesus nicht.
Er wehrt sich gegen dieses Bild von ihm, gegen diese Erwartungshaltung.
Wenn wir von Jesus als Messias reden, dann meinen wir eine ganz andere Art von Messias: Einer, der keine Gewalt anwendet. Einer der lieber leidet und stirbt – als zu kämpfen.
Auf dieses Programm schwört Jesus seine Jünger ein: Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich.
Was er verspricht ist nicht „Schalom“ – Friede, Heil, Gerechtigkeit für alle, hier und jetzt.
Nun könnte man das Evangelium abheften unter die Rubrik: Wie Jesus sich gegen falsche Erwartungen wehrte.
Und wir hätten damit nichts zu denn; denn wir wissen ja längst, dass Jesus kein kämpferischer, politischer Befreier ist.
Aber – Sie ahnen es schon – so einfach werde ich es Ihnen und mir nicht machen.
Denn wir sollten schon eine Ebene tiefer eintauchen in dieses Evangelium – und dann hat es sehr viel mit uns zu tun.
Von Bert Brecht stammt folgender kurzer Text:
„Was tun Sie“, wurde Herr K. gefragt, „wenn Sie einen Menschen lieben?“ –
„Ich mache mir einen Entwurf von ihm“, sagte Herr K. „Und dann sorge ich dafür, dass er ihm ähnlich wird.“
„Wer? Der Entwurf dem Menschen?“
„Nein“, sagte Herr K.
„Der Mensch meinem Entwurf.“
https://nosologoethevlc.wordpress.com/wp-content/uploads/2013/03/brecht-geschichten-keuner.pdf - Seite 6
Bert Brecht bringt es in dieser kurzen Erzählung auf den Punkt: In jeder Beziehung, in jeder Liebe, Partnerschaft, Freundschaft mache ich mir ein Bild vom anderen.
Brecht verwendet die harte Formulierung „Entwurf“.
Die Psychologie sagt: Es geht gar nicht anders, als dass ich mir von Menschen, die mir begegne ein Bild mache, einen Entwurf.
Und es geht gar nicht anders, dass ich von jedem Menschen, den ich kenne, ein Bild habe, ein Entwurf.
Allerdings ist dann die Frage, ob mein Bild und der tatsächliche Mensch übereinstimmen.
Stimmt denn mein Bild vom anderen?
Und da besteht immer die Gefahr, so zu sein wie dieser Herr K.
Ich habe meinen Entwurf von meinem Gegenüber und bin in der Gefahr, ihn auf mein Bild hin festzulegen, einzuschränken, anzupassen.
Das wäre ein guter „roter Faden“ für die nächste Woche:
Welche Bilder habe ich von Menschen?
Wo stimmen die Bilder – und wo nicht?
Wenn es in der kommenden Woche nicht mindesten Einen gibt, von dem Sie denken „Der ist ja ganz anders als ich gedacht habe…“ - dann besteht der Verdacht, dass Sie es auch so machen wie dieser Herr K.
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Gott,
manchmal gelingt es mir gut,
spiele ich frei und unbeschwert im Stück des Lebens.
Ich treffe den richtigen Ton, die richtige Entscheidung.
Gemeinsam mit anderen finde ich Harmonie und Zusammenklang.
So könnte das Leben immer sein.
Aber so ist es nicht.
Krieg, Streit, Missverständnisse,
Krankheit und Mutlosigkeit rauben die Energie,
die Kraft zum Weitermachen.
Lass mich nicht aufhören, die Akkorde des Lebens zu üben:
Frieden. Verständnis. Nächstenliebe.
Geduld. Ausdauer. Toleranz
und andere mehr.
Stärke mich und begleite mich
und alle Menschen auf diesem Erdball.
Du – „Ich bin da.“
Johannes Simon,
In: Pfarrbriefservice.de
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Einen sommerliche-schönen Sonntag wünscht
Ihr
Ulrich Lühring