



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Das Evangelium dieses Sonntags liest sich wie ein einziger, großer Forderungskatalog. Ich gestehe, ich bin irgendwo in der Mitte schon „ausgestiegen“.
Ist dieser Forderungskatalog nicht eine einzige Überforderung?
Wer kann denn das alles wirklich konkret in die Tat umsetzen?
Aber Stopp: Ist das Evangelium denn überhaupt als „Forderungskatalog“ gemeint?
Für mich wird ein Satz, fast am Ende des Evangeliums, zum Schlüsselsatz: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.“
Jesus erzählt in seiner Botschaft immer zuerst von Gott. ER ist barmherzig. ER ist gut zu allen Menschen.
Jesus hat das, wovon er da redet, zuallererst einmal selbst gelebt.
ER ist grenzenlos in seiner Liebe.
ER hält die andere Wange hin.
ER verurteilt nicht.
Ich höre das Evangelium mit ganz anderen Ohren, wenn ich es nicht als Forderungskatalog, sondern als Zusage verstehe.
Dieses Lebensprogramm ist lebbar.
Es ist möglich, anders zu leben.
Jesus hat es vorgelebt.
Ihr könnt das auch!
Wenn wir von diesem Sonntagsevangelium her einen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft wagen, stellen wir wahrscheinlich sowohl im persönlichen Bereich, wie auch im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld fest, dass das alttestamentliche „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ eher die Haupttriebfeder des Handelns darstellt:
Schlag und Gegenschlag,
Angriff und Gegenangriff.
Das sind die gängigen Verhaltensmuster.
Wir bekommen dieses Muster ja gerade wieder sehr deutlich vor Augen geführt, wenn zwei Egomanen in USA und Russland meinen, sie könnten die Welt unter sich aufteilen, so wie es vor 200 Jahren die damaligen Großmächte beim „Wiener Kongress“ gemacht haben.
Der bisherige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth, sagte dazu als Kommentar:
Wir erleben gerade, wie aus der Stärke des Rechts immer mehr das Recht des Stärkeren wird.
Das ist es, was Trump und Putin praktizieren. Das Recht des Stärkeren.
Das ist es, was scheinbar immer mehr zum Prinzip unserer Gesellschaft und des allgemeinen Zusammenlebens wird: Das Recht des Stärkeren.
Jesus erinnert uns im Evangelium daran: Das ist nicht das Prinzip Gottes.
Und es kann und darf nicht das Prinzip der Christen sein.
Der chinesische Präsident Xi hat einmal gesagt:
Im Westen gibt es die Neigung, die rechte Backe hinzuhalten, wenn jemand auf die linke geschlagen wird.
In unserer Kultur schlagen wir zurück.
Mit anderen Worten: Von außen betrachtet hat das Wort Jesu durchaus Wirkung gezeigt.
Dieser chinesische Präsident nimmt einen Unterschied wahr zwischen seiner Kultur und unserer christlichen Kultur.
Es gibt Menschen, die Jesu Gedanken aufgenommen haben – und in konkretes Handeln umsetzen.
Ich glaube: Das heutige Evangelium will keine Sammlung von Forderungen an uns sein.
Es geht eher darum, ob wir mitmachen wollen, dass immer mehr das Recht des Stärkeren zählt.
Oder ob wir den Mut haben, an die Stärke des Rechts, an die Stärke der Liebe zu glauben.
Es geht um den großen Traum Jesu vom Menschen, um den großen Traum Gottes von einer anderen Welt.
Dass der Traum keine Utopie bleiben muss, dass er hier und da schon Wirklichkeit wird, zeigt sich in vielen kleinen Erlebnissen.
Wir werden nicht alles, wovon Jesus in seinem großen Traum redet, selbst verwirklichen können. Aber wir könnten irgendwo, mit einem seiner Sätze anfangen.
Hauptsache, wir tun etwas.
Und wir setzen dem immer mächtiger werdenden Recht des Stärkeren etwas entgegen.
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Mitreden und mitbestimmen können ist das zentrale Prinzip unserer Demokratie.
Viele sehen eher die Probleme oder sind unzufrieden, wenn Mehrheitsentscheidungen getroffen werden, die sie nicht unterstützen.
Auch in der Demokratie werden Fehler gemacht.
Aber der Unterschied ist, dass die Demokratie ihre Unvollkommenheit und Fehleranfälligkeit eingesteht.
Genau darum gibt es Gewaltenteilung und Kontrolle.
Autoritäre Systeme geben Fehler nicht zu, weil das als Schwäche gesehen würde. Sie bekämpfen jede Opposition.
In der Demokratie sind die Existenz von Opposition und die Korrektur von Fehlern jedoch Zeichen von Stärke.
Linksextremisten wünschen sich eine Weltrevolution unter kommunistischen Vorzeichen.
Rechtsextremisten träumen von einer Überlegenheit irgendwelcher „Rassen“ und dem Recht des Stärkeren. Sie träumen davon, dass die eigene Nation, der eigene Staat andere überragt.
Alle extremistischen Positionen sind gefährlich, weil sie letztlich die Beseitigung unserer demokratischen Verfassung anstreben.
Demokratie braucht den aktiven Bürger, der sich informiert, der Positionen abwägt und seine Entscheidungen auf dieser Basis trifft.
Es sind nicht nur die Politiker, die Fehler machen.
Es sind auch wir, wenn wir nicht die Chancen wahrnehmen, die die Demokratie uns anbietet.
Klaus Stüwe
(Politikwissenschaftler)
stark gekürzt – pfarrbriefservice.de
Video des Kölner Männergesangvereins und der Oper Köln zum Wahlsonntag
Erklärung der deutschen Bischöfe
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Einen schönen Sonntag - und nutzen Sie die Freiheit unserer Demokratie und gehen Sie zur Wahl,
Ihr
Ulrich Lühring