Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 26. Oktober 2025

Ich bin so schön, ich bin so toll...

Gerd_Altmann_geralt (Pixabay) (c) Gerd Altmann (pixabay.de)
Gerd_Altmann_geralt (Pixabay)
Datum:
Sa. 25. Okt. 2025
Von:
Ulrich Lühring

Wenn ich Ihnen das Stichwort „Pharisäer“ nenne – was fällt Ihnen da spontan ein?

Man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass die meisten Antworten wenig schmeichelhaft sind und (grob gesagt) in Richtung „scheinheilig“ gehen.
Vielleicht kennen Sie ja auch das Getränk namens „Pharisäer“: ein Kaffee mit einer großen Portion Schlagsahne obendrauf, damit man den Rum nicht merkt, der auch noch drin ist…

Aber denken Sie bitte nicht zu schlecht über diese Pharisäer. Denn jeder, der großspurig über sie herzieht, der soll ihnen das erst einmal nachmachen:

  • Ein richtiger Pharisäer, der fastet zweimal in der Woche. Und zwar nicht wie wir in der Fastenzeit, sondern so richtig – also ganz ohne Essen.
  • Ein Pharisäer spendet 10 Prozent seines Einkommens für Bedürftige. Da liegt bei uns die Kirchensteuer (bei denen, die sie überhaupt noch bezahlen) gerade mal bei 0,7% des Einkommens.
  • Und ein Pharisäer bemüht sich auch sonst um ein redliches Leben. Der haut keinen anderen übers Ohr, betrügt nicht, bemüht sich ein guter Ehemann und Vater zu sein.
  • Und zumindest der Pharisäer im Evangelium prahlt noch nicht einmal mit dem was er tut. Er posaunt es nicht vor sich her. Leise (heißt es im Evangelium), ganz leise spricht er diese Worte im Tempel, nur still für sich.

Und doch zieht er am Ende in den Augen Jesu den Kürzeren. Warum eigentlich?
Darf ich jetzt nicht einmal mehr stolz sein auf das, was mir gelingt, was ich Gutes getan habe?

Der Zöllner steht ganz hinten im Tempel, voller Zerknirschung – und der hat auch allen Grund dazu.
Sie wissen es wahrscheinlich: ein Zöllner zur damaligen Zeit hat nichts mit den Beamten unserer Zeit zu tun.
Die Zöllner damals waren Halunken. Sie hatten vom römischen Staat den Zoll gepachtet, aber eine Zollgebührentabelle gab es nicht. Was sie den Leuten abnahmen, lag mehr oder weniger in ihrem Gutdünken.
Der Zöllner im Evangelium hat also allen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Es ehrt ihn, dass er nichts unter den Teppich kehrt, sondern wenigstens vor Gott zu seinen Fehlern steht.

Aber macht ihn das besser als unseren Pharisäer?

 

Manchmal frage ich mich: Warum gib sich Jesus denn so häufig mit ihnen ab, den Pharisäern? Warum verwendet er so viel Zeit darauf, ihnen klar zu machen, wo ihre Fehler sind?
Meine Antwort darauf lautet: Weil er sie eigentlich mag.
Er erkennt das, was sie tun, durchaus an.

Aber es gibt eine Sache, weswegen er sich immer wieder mit ihnen in die Haare kriegt; etwas, das er ihnen jedes Mal von Neuem vorhält; eine Eigenart, die Jesus offensichtlich jedes Mal von Neuem auf die Palme bringt – und das ist dieser eine Satz: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie dieser Zöllner dort.“

Dieser eine Satz ist es, der im Grunde genommen alles kaputt macht, was der Pharisäer mit all seinem Tun aufgebaut hat. Ich danke dir, dass ich besser bin als der da.
Sich selbst besser dünken als andere; einen anderen abzuqualifizieren und auf ihn herabzusehen.

Es geht nicht darum, dass der eine sich vorne und der andere hinten hingestellt hat.
(Das ist also keine passende biblische Begründung dafür, dass die vorderen Bänke in der Kirche immer leerer sind als die hinteren.)

Es geht auch nicht darum, dass da einer etwas in seinem Leben erreicht hat oder erreichen will. Dass es dieser Pharisäer im Leben zu etwas gebracht hat, dass er sich eine Position erarbeitet hat, das ist nicht das Thema der Kritik.

Wenn Jesus davon spricht, dass man sich nicht selbst erhöhen soll, geht es nicht um irgendwelche Positionen und auch nicht um ehrlich erworbenes Einkommen, sondern um das Verhältnis, das ich zum anderen habe, um die Einschätzung meiner selbst auf dem Hintergrund der anderen.

Und was heißt das für den Pharisäer im Evangelium, für Sie und mich?

 

Er hätte ruhig beten dürfen: Ich freue mich, dass ich kein Räuber und Betrüger bin, dass ich in den Tempel gehe. Ich bin stolz auf das, was ich tue und geschafft habe – und ich danke dir dafür.
Er hätte beten dürfen: Ich danke dir, Gott, dass ich bin wie ich bin.
Wenn er es denn ehrlich gemeint hätte.

„Ich danke dir“, - das heißt doch: Ich bin mir bewusst, dass es nicht nur und vor allem nicht zuerst meine eigene Leistung ist.

  • Was kann ich dafür, dass ich gerade in diesem Land geboren bin?
  • Was kann ich dafür, dass ich eine gute Ausbildung und Erziehung genossen habe?
  • Was kann ich dafür, dass man mich Moral und Anstand gelehrt hat?

„Ich danke dir, dass ich bin wie ich bin“ – weil ich mir bewusst bin, dass es eben nicht (nur) meine eigene Leistung ist, das wäre ein gutes Gebet gewesen.

Was das Gebet des Pharisäers falsch macht, ist der Seitenblick auf den Zöllner.
Oder (besser gesagt): Dass er sich vergleicht mit ihm: der da.
Dass er sich vergleicht und als besser dünkt.

 

Wie immer geht es am Ende um die Frage: Wie viel von diesem Pharisäer steckt in uns? In mir und in Ihnen?

Ich ertappe mich jedenfalls schon dabei, dass ich, wenn wieder jemand rücksichtslos ist im Straßenverkehr, die Ellbogen einsetzt und sich vordrängelt an der Kasse, den Einkaufswagen mitten im Gang stehen lässt oder vom Autofenster aus einen Plausch mit einem Bekannten hält (egal wie lange die Schlange der anderen Autos hinter ihm ist):
Lieber Gott, ich danke dir, dass ich nicht so bin…

 

Vielleicht ist ja das heutige Evangelium ein Impuls, es bei der ersten Hälfte dieses Satzes zu lassen: Ich danke dir, Gott, dass ich es anders gelernt habe.
Ich danke dir, dass ich die Chance hatte, es zu lernen.
Ich danke dir, dass ich so bin wie ich bin.

Und warum die anderen so sind, wie sie sind – davon habe ich am Ende ja keine Ahnung…
Und darüber will ich mir darum auch lieber kein Urteil bilden.

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Hab ein Auge auf mich

Hab ein Auge auf mich,
wenn ich die Gefahren
für Leib und Seele unterschätze.

Hab ein Auge auf mich,
wenn ich vor lauter Selbstverliebtheit
den Blick für das Wesentliche verliere.

Hab ein Auge auf mich,
wenn ich Gefahr laufe, mich vor lauter Umwegen
von meinem Weg zu Dir zu entfernen.

Hab ein Auge auf mich,
wenn der Stolz auf das, was ich geschafft habe,
sich verwandelt in Überheblichkeit.

Hab ein Auge auf mich,
wenn ich die Bedürftigkeit meines Nächsten
nur noch vage wahrnehme.

 

Gott, Du lässt uns alle Freiheiten und dafür danke ich Dir.
Nimm uns an die Hand, wenn wir Gefahr laufen,
Dein Geschenk der Freiheit zu missbrauchen.

Gaby Bessen
www.pfarrbriefservice.de
(4. Strophe für diese Zwecke von mir hinzugefügt)

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Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Ulrich Lühring