Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 27.10.2024

Hilft Gott wirklich? Und wie...

Pexels - Pixabay (c) Pexels (www.pixabay.de)
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Datum:
Fr. 25. Okt. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Ich möchte Ihnen zu Beginn einen Text wiedergeben, geschrieben von einem 17-jährigen Mädchen:

Als ich klein war, erzählte man mir von Gott und seinen Wundern. Wie er die Welt erschaffen hat, die Menschen und die Tiere. Als ich klein war, glaubte ich an Gott, an seine Macht, seine Güte, seine Gerechtigkeit.
Als ich größer wurde, erkannte ich die Not der Welt und das Leid um mich. Heute bin ich 17 und kann nicht mehr an die Märchen glauben, die sie mir von Gott erzählt haben.

Wenn es Gott gibt, warum dann die große Ungerechtigkeit auf der Erde und all das Leid?
Wenn Gott die Menschen liebt, warum hilft er uns dann nicht?
Ist es nicht besser, wenn wir nicht auf Gottes Hilfe warten, sondern selbst versuchen uns zu helfen?
Ich bin heute soweit, dass ich nicht mehr auf Gottes Hilfe warte.
Ich kann nicht mehr an Gott glauben.
Meine Zweifel sind zu groß.

Was kann man denn diesem jungen Mädchen antworten?
Was würden Sie ihr denn antworten?

Ich würde ihr vielleicht sagen, dass es überhaupt nicht tragisch ist, nicht mehr an Märchen glauben zu wollen. Dass ich diese Geschichten von einem Jesus, der wie ein strahlender Held aus der Märchenwelt daherkommt, vielleicht sogar auf die Seite legen muss, wenn ich diesem Gott tatsächlich näherkommen will.

Dass ich damit richtig liege, das bestätigt mir das heutige Sonntagsevangelium (Mk 10-46-52).

 

Diese Leute in Jericho hatten von einem Wundertäter gehört. Sie staunten und waren fasziniert, wie die Kinder von einem Märchenprinzen.
Sie kamen von überall her und jubelten ihn zu.
Aber haben Sie auch bemerkt, dass kein einziger von ihnen diesem Jesus wirklich nähergekommen ist?

An all diesen Menschen die mit „Ah“ und „Oh“ jubelnd am Straßenrand stehen, geht Jesus vorüber.
Begegnet ist er einzig und allein diesem Bartimäus, einem blinden Bettler.

Und dieser Bartimäus erinnert mich sehr an das Mädchen mit ihren Gedanken vom Anfang.
Wenn das ein Wunderrabbi ist, wenn das der Messias ist, der von Gott kommt, dann muss er doch etwas tun können gegen das Leid in der Welt, gegen das Leid in meinem Leben.

Mit all seiner Not und seiner Hilflosigkeit schlägt sich dieser Bartimäus zu Jesus durch – gegen alle Widerstände.
Und er schreit ihm entgegen: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir.“

Dann aber macht Bartimäus erst einmal die Enttäuschung seines Lebens. Genauso wie das Mädchen am Anfang.
Denn dieser Jesus, auf den er all seine Hoffnung gesetzt hatte, macht überhaupt keine Anstalten, irgendetwas zu tun.
Dieser Jesus steht nur da und stellt ihm die Frage: „Was willst du denn? Was soll ich denn tun?“

Also dümmer kann man fast nicht fragen.
Alle Welt wusste doch, was dieser blinde Bettler wollte.
Wie konnte Jesus nur eine so saublöde Frage stellen?

Weil er sie stellen musste.
Er musste sie stellen, um damit auch eine Antwort zu geben auf die Fragen des Mädchens vom Anfang.

Was erwartest du denn von mir?
Was soll ich denn tun?

Ich übersetze das für mich so:
Erwartest du wirklich, dass ich jetzt den Himmel und die Sterne und den Lauf der Welt durcheinanderwirbeln würde und mit einem Schlag all deine Probleme und die Probleme der Welt aus dem Leben ausradieren würde?
Glaubst du, dass es wirklich gut für dich wäre, wenn ich dein Leben für dich leben würde

Es ist dein Leben. Du musst es leben und du kannst es auch.
Du darfst dich nicht hinsetzen und auf mich warten.

Ich kann mir durchaus vorstellen, wie hilflos und verdattert Bartimäus dasteht – und wie er eher kleinlaut sagt: „Ich möchte doch wieder sehen können.“

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Jesus jetzt kein (spektakuläres) Wunder vollbringt?
Dass er nicht „Abrakadabra“ Bartimäus heilt?
Jesus sagt: „Geh! Dein Glaube hat dir geholfen.“

Geh und tu, was du tun kannst.
Du hast angefangen loszuschreien, hast dich gegen alle Widerstände bis hier durchgeschlagen.
Da wo du dein Leben lebst, wo du alles tust, was zu tun in deiner Macht steht, da hilft dir dein Glaube.

 

Darum finde ich, ist dieses Evangelium eine Antwort auf die berechtigten Fragen des Mädchens vom Anfang:
Ja, du hast recht, wenn du sagst, wir sollten aufhören darauf zu warten, dass Gott uns die Arbeit abnimmt.
Warte nicht darauf, dass er eingreift. Warte nicht darauf, dass er den Himmel und die Erde durcheinanderwirbelt und den Lauf der Welt verändert.
Und warte vor allem nicht darauf, dass Gott anfängt dein Leben zu leben.

Aber nicht, weil es diesen Gott nicht gibt - oder weil er dir nicht hilft.
Sondern, weil er anders hilft, als du es vielleicht erhoffst und erwartest.

Frage dich, was du selber tun kannst und tun musst.
Und genau dabei hilft dir der Glaube – so wie Bartimäus.
Der Glaube, dass Gott mit dir geht und dir nahe ist.
Dass er ergänzt, was dir fehlt.

Denn das Wunder besteht nicht darin, dass er dir dein Tun abnehmen würde, sondern dass er dir bei deinem Tun die Kraft gibt und dir genau dabei hilft.

 

Predigtidee: www.joerg-sieger.de 

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„Was soll ich Dir tun?“

Und was,
wenn Jesus die Frage an mich stellte,
so wie an Bartimäus,

was fiele mir ein,
die ich nicht blind bin oder lahm,
nicht aussätzig oder von bösen Geistern besessen –

oder höchstens ein bisschen von all dem,

weil ich manches einseitig sehe,
leise Bitten überhöre,
meine bösen Untertöne auch,
oder weil mich der böse Geist
der Selbstgerechtigkeit beherrscht.

Kann ich meine Defizite benennen,
Gott um Heilung bittend?

Will ich wirklich geheilt werden?
Ist es nicht bequemer,
nicht alles zu sehen, zu hören?

Will ich wissen,
für wen die Menschen mich wirklich halten,
will ich meine Widersprüchlichkeiten erkennen?

Ich habe mich gut eingerichtet
in meinem fehlerhaften Haus.

Nimm mir, o mein Gott, meine Angst vor Wandlung.
Schenke mir die Kraft aufzubrechen,
neu anzufangen mit Dir und aus Dir und in Dir.

Irmela Mies-Suermann,
www.pfarrbriefservice.de

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Mit einem herzlichen Sonntagsgruß,

Ihr
Ulrich Lühring