© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Fünf Brote und zwei Fische, das ist eine schöne Mahlzeit für eine Familie.
Je nachdem, wie groß die Brote und die Fische sind, auch für eine ziemlich große Familie.
Aber für 5.000?
Was wir im Evangelium dieses Sonntags (Joh 6,1-15) hören, scheint doch wie aus einer anderen Welt zu sein.
Aus der Welt der Märchen, des Schlaraffenlandes, der guten Feen.
Das "Tischlein-deck-dich"...
Aber auch wenn wir diese Erzählung des Evangeliums nicht einfach als Märchen abtun wollen, wenn wir glauben wollen an dieses Wunder, das Jesus da getan hat: Was bleibt uns übrig als ein staunender Blick und ein Achselzucken.
Jesus konnte so was.
Aber was haben wir heute davon?
Die Exegeten weisen darauf hin: Außer der Passion Jesu ist keine Begebenheit aus dem Leben Jesu so einhellig in allen vier Evangelien überliefert, wie diese Geschichte von den fünf Broten und den zwei Fischen.
Anscheinend sind alle vier Evangelisten davon überzeugt: Man muss einfach diese Geschichte erzählen, wenn man von Jesus erzählen will.
Man muss erzählen, dass Jesus Augen hat für das tägliche Brot.
Dass er bei dem anfängt, was jetzt da ist und zur Verfügung steht – auch wenn es lächerlich wenig ist.
Fünf Brote und zwei Fische für 5.000 Menschen.
Man muss erzählen, dass Jesus trotzdem das Dankgebet spricht.
Und dann zu teilen beginnt.
Wenn ich Sie frage: Wo beginnt denn genau das Wunder?
Was würden Sie antworten?
Als Jesus das Dankgebet spricht und Brot und Fische segnet?
So wie in amerikanischen Bibelfilmen, wo in diesem Augenblick die „Engelschöre“ einsetzen?
Oder vielleicht im Teilen, weil auch die Anderen ihre heimlichen Vorräte hervorholen und teilen – und so reicht es am Ende für alle?
Ich würde sagen: Das Wunder kommt schon viel früher ins Spiel.
Es ist der Glaube Jesu, dass es reichen wird.
Dass es reichen wird, wenn man bei dem anfängt, was einfach da ist, auch wenn es lächerlich wenig erscheint.
Wenn man dafür dankt und dann zu teilen beginnt.
Ist das zu wenig Wunder?
Ich finde nicht.
Es ist. um es mal so zu formulieren "ein handfestes Wunder". Keine Botschaft aus dem Märchenbuch, sondern ein Glaube, der die Wirklichkeit nicht überspringt.
Anfangen mit dem, was da ist.
Auch wenn es wenig ist.
Für das wenige danken.
Und mit dem Teilen beginnen.
Das ist der Weg Jesu.
Und damit fängt das eigentliche Wunder an.
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Es reicht nicht.
Fünf Brote und zwei Fische sind zu wenig,
um so viele satt zu machen.
Es reicht nicht!
Unser bescheidenes Engagement für Arme und Benachteiligte,
für die Umwelt,
für den Frieden und die Gerechtigkeit.
Es reicht nicht.
Es kann unsere Welt doch nicht entscheidend verbessern.
Unser Bemühen, eine lebendige Gemeinde zu sein,
verhindert nicht, dass die Kirchen immer leerer werden,
dass der Glaube in unserem Land immer mehr verdunstet.
Es reicht nicht.
Jesus sagt: Gib mir das was Du hast – und was Du kannst.
Gib mir deine fünf Brote und zwei Fische.
Ich gab sie ihm –
und es reicht vollkommen.
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Mit einem herzlichen Sonntagsgruß,
Ihr
Ulrich Lühring