



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Die beiden Heiligen Petrus und Paulus stehen in der „Hierarchie der Heiligen“ sicher ziemlich weit oben. (Wobei ich davon überzeugt bin, dass eine solche Hierarchie eine ziemlich menschengemachte Größe ist und Gott im Himmel darüber nur müde lächeln kann.)
Jedenfalls stehen die beiden Heiligen dieses Tages in jeder Heiligenlitanei ganz vorne – und wenn es in einer Kirche viele Heiligenfiguren am Altar gibt, kann man ziemlich sicher sein, dass Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert mit dabei sind.
Es gibt ja auch nur ganz wenige Heilige, denen die katholische Kirche ein „Hochfest“ am Namenstag widmet.
Man kann also mit Fug und Recht sagen: Petrus und Paulus haben in der katholischen Kirche als Heilige eine besonders große Bedeutung.
Wenn allerdings ein unbedarfter Nichtkatholik einen Blick in die Biographien dieser beiden wirft, liegt wahrscheinlich die Frage nahe:
Und ausgerechnet diese beiden sind eure wichtigsten Heiligen?
Paulus nannte sich selbst eine „Missgeburt von Mensch“ und „den Letzten von allen“ (1 Kor 15,8).
Und das ist sicher noch nicht einmal übertrieben. Immerhin war er einer der glühendsten Gegner und Verfolger der ersten Christen. An der Ermordung des Stephanus war er mindestens beteiligt, wenn nicht sogar Anstifter.
Auch wenn er sich später bekehrt hat, muss man doch wohl sagen: Dieser Paulus hatte jede Menge „Dreck am Stecken“.
Demgegenüber war Petrus sicher anders, aber eben auch kein „Musterknabe“.
Als es darauf ankam, hat er Jesus gleich dreimal verraten.
Und Jesus selbst sagt zu Petrus: „Weg mit dir Satan!“ – als Petrus wieder einmal mit seinen vorschnellen Urteilen vollkommen daneben lag (Mt 4,10).
Ausgerechnet dieser Petrus soll der Fels sein, auf den die Kirche gebaut ist?
Und ausgerechnet Paulus gehört mit ihm zu den wichtigsten Heiligen?
Irgendwo habe ich mal gelesen: Menschen wie Petrus und Paulus, Menschen mit Ecken und Macken und sogar mit Dreck am Stecken gehören notwendig zur Kirche und zu den Heiligen; denn wenn für sie kein Platz wäre, wäre da auch kein Platz für dich und für mich.
Wenn ausgerechnet diese beiden als unsere wichtigsten Heiligen gefeiert werden, dann (auch) um uns zu sagen: Man muss nicht perfekt sein, um ein Heiliger zu sein – man muss eher lernfähig und lernwillig sein, am Besten ein Leben lang.
Petrus und Paulus waren alles andere als perfekt.
Der Papst ist nicht perfekt, nicht der Bischof und nicht der Pastor.
Du musst nicht perfekt sein, um ein guter Christ zu sein, aber lernfähig und lernwillig.
Da das Hochfest Peter und Paul eher selten auf einen Sonntag fällt (und daher die nächste Predigt zu diesem Thema noch weit weg ist) kann ich mir einen zweiten Impuls „nicht verkneifen“:
Das Hochfest Peter und Paul ist der ganz seltene Fall, dass zwei Heilige zusammen an einem Fest gefeiert werden.
Ich erinnere mich an eine Predigt von Bischof Hemmerle, wo er (sinngemäß) sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden begeistert waren, sich ein Fest zu teilen.“
Denn die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein: Petrus, der einfache Fischer – und Paulus, der gelehrte Theologe.
Und es ist ja sogar bekannt, dass die beiden sich durchaus heftig gezofft haben.
Paulus sagt selbst: Ich habe Petrus ins Angesicht widerstanden, als er zu uns nach Antiochia kam. Denn er war im Unrecht. (Gal 2,11).
Es ging damals um die wichtige Frage, ob man Jude sein muss, um Christ werden zu können. Petrus meinte „Ja“ – Paulus meinte „Nein“.
Hätte Paulus nicht dem Petrus widersprochen – und hätte Petrus nicht eingesehen, dass Paulus Recht hatte, wären die Christen heute so etwas wie eine „jüdische Untergruppe“.
Die Frage war damals vielleicht ähnlich entscheidend wie heute die Frage, wie die Rolle der Frau in der Kirche aussehen soll – oder wie die hierarchisch verfasste Kirche und eine demokratisch geprägte Gesellschaft zusammenpassen sollen.
Ein bekannter Satz der Theologie lautet:
Roma locuta, causa finita – Rom hat gesprochen, Ende der Debatte.
Ausgerechnet die beiden wichtigsten katholischen Heiligen, Petrus und Paulus, sprechen eine ganz andere Sprache.
Katholisch sein heißt nicht, dass alle die gleiche Meinung haben müssen.
Katholisch sein heißt nicht, dass alle schweigen müssen, wenn Petrus eine Meinung äußert.
Paulus hat durchaus Respekt vor Petrus, den er „den Fels“ nennt. Und doch widerspricht er ihm.
Katholisch sein, daran erinnern uns diese beiden Heiligen, die auch noch an einem Tag gefeiert werden, heißt: Es darf durchaus unterschiedliche Meinungen und unterschiedliche Standpunkte geben.
Das „Katholische“ besteht nicht darin, dass einer bestimmt und alle folgen, sondern dass miteinander gerungen und gestritten wird um den richtigen Weg.
„Katholisch sein“ heißt auch streiten können, aber nicht „hinten rum“, sondern offen und ehrlich.
Petrus und Paulus, gemeinsam an einem Hochfest gefeiert, erinnern mich daran:
Das können Sie übrigens sofort übertragen, auf Familie, Verein, Firma…
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Ist das Liebe?
Die Frage, damals an Petrus gerichtet,
geht heute an mich:
„Liebst du mich?“
Da muss ich nicht lange nachdenken:
„Natürlich liebe ich dich!“
„Bist du sicher?“
„Aber ja. Ich finde wirklich gut,
was du gesagt und getan hast.“
„Ist das Liebe?“
„Immerhin komme ich fast jede Woche
zu dir in die Kirche zum Gottesdienst.“
„Ist das Liebe?“
„Ich denke auch manchmal an dich
und bete zu dir.“
„Ist das Liebe?“
„Etwa nicht? Aber wie soll ich dir
meine Liebe denn sonst zeigen?“
„Durch dein Leben!“
Gisela Baltes
www.impulstexte.de, In: Pfarrbriefservice.de
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Einen schönen Sonntag und "hab wenn es heiß wird, ein kühles Plätzchen" (frei nach GL 813) -
Ihr
Ulrich Lühring