Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 30.06.2024

Es geschehen Wunder

489441_original_R_by_ille Dunkel_pixelio.de (c) ille Dunkel (www.pixelio.de)
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Datum:
Sa. 29. Juni 2024
Von:
Ulrich Lühring

„Man kann nicht elektrisches Licht, Handys und Laptop benutzen,
im Krankheitsfall modernste Medizin in Anspruch nehmen‘
und gleichzeitig an die Wunderwelt der Bibel glauben.“

 wikipedia – Rudolf Bultmann

 

Der evangelische Theologe Rudolf Bultmann erregte in den 1940er Jahren mit seinen Thesen großes Aufsehen.
Aber drückt er nicht einfach die Schwierigkeiten aus, die unser naturwissenschaftlich geschultes Denken mit Wunderberichten wie der Heilung der blutenden  Frau oder Totenerweckung der Tochter des Jairus im heutigen Evangelium (Mk 4,21-45) hat?

Vielleicht hat das Mädchen ja nur fest geschlafen.
Vielleicht war es ja gar nicht tot.
Und vielleicht gibt es ja eine ganz plausible Erklärung für dieses „Wunder“.

Die Zahl der Theologen, die in der Tradition eines Rudolf Bultmann nach „logischen Erklärungen“ für die Wunder der Bibel suchen ist ziemlich groß.

Wir leben in einem aufgeklärten Zeitalter.
Da lässt man sich nicht mehr so leicht mit Geschichten von Wundern abspeisen, wie die Menschen früherer Zeiten.
Wenn man von den medizinischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen keine blasse Ahnung hat, muss man ja an Wunder glauben.
Aber wozu brauchen wir denn heute noch Wunder?

 

Vielleicht tut es ja Not, dass wir über unseren Wunderbegriff und über das Verständnis von Wunder im Evangelium ein wenig nachdenken.

 

Und da muss es doch auffallen, dass in den Evangelien nicht von „Wunder“ die Rede ist, sondern von „Zeichen“.
Jesus selbst, so scheint es mir, tut alles, um sich von einer Sensationslust zu distanzieren.
Die Zeichen Jesu haben nichts gemein mit geheimnisvoller Magie.
Ganz im Gegenteil: Jedem magischen Missverständnis wird in den Evangelien entschlossen ein Riegel vorgeschoben.

Ganz deutlich wird mir das in dieser Heilungsgeschichte von der blutenden Frau.
Nicht die Berührung von Jesu Gewand hat ihr Heilung gebracht (das wäre Magie), sondern ihr Glaube: „Dein Glaube hat dir geholfen!“
Dieser Satz, der fast schon stereotyp am Ende aller Heilungsgeschichten in den Evangelien steht, betont:  Die Wunder (oder besser: Zeichen) Jesu hängen stets mit dem Glauben zusammen.

Biblische Wundergeschichten sind im Grunde „Glaubensgeschichten“, die bezeugen wollen, was Glauben bedeutet:
Gott Hilfe zutrauen – auch und gerade in körperlicher und seelischer Bedrängnis, mit SEINER Kraft und Nähe zu rechnen.

 

Was könnte dieses „Wunderverständnis“ der Evangelien (keine Magie sondern Glaubenszeichen) denn jetzt bedeuten für unser Verständnis von „Wunder“ heute?

Da würde ich, ganz im Gegenteil zu der eingangs zitierten These von Rudolf Bultmann sagen: Man kann durchaus moderne Technik nutzen, modernste medizinische Hilfe in Anspruch nehmen und dennoch sagen: „Ich weiß, dass Gott mir geholfen hat.“

Unser Glaube macht medizinische Hilfe weder überflüssig, noch kann er sie ersetzen.
Aber der Glaube vermag Kräfte im Menschen freizusetzen, ohne die alles ärztliche Bemühen nicht greifen kann.
Ein Mensch ohne Hoffnung, das ist bei noch so moderner Technik ein „hoffnungsloser Fall“ für jeden Arzt.

Ein Wunder ist nicht die Außerkraftsetzung von Naturgesetzen.
Ein Wunder ist nicht zuerst eine Sache, die sich nicht erklären lässt.
Ein Wunder zu entdecken, das heißt: zu spüren, dass Gott in dieser Welt am Werk ist;
die Spuren seines wunderbaren Wirkens in dieser Welt zu entdecken.

Auf der Suche nach einem Bild für den „Geistlichen Impuls“ auf der Homepage, habe ich das Stichwort „Wunder“ in die Bildersuchmaschine eingegeben.
Was mir dann angezeigt wurde, waren aber nicht Bilder, wie Jesus über das Wasser geht – oder Lichteffekte und Engelschöre aus kitschigen amerikanischen Bibelfilmen.
Zum Stichwort „Wunder“ wurden mir Bilder angeboten von neugeborenen Babys, aufkeimenden Pflanzen in einem trockenen Boden, ein Sonnenaufgang in den Bergen.

Wer immer die Suchmaschine programmiert hat, er (oder sie) hat Recht.
Sind solche Situation nicht wirklich wunderbar – etwas, was mich wundern macht,
aufmerksam werden lässt für das eigentliche Wunder – auf das Leben, das mir von Gott täglich neu geschenkt wird?

Wenn ich etwa krank gewesen bin und wieder einmal erlebt habe, wie wenig es braucht, um mein Leben aus dem Gleichgewicht zu heben -
und wenn ich dann wieder fühlen darf, wie ich gleichsam wieder neu mit Leben erfüllt werde – verdichtet sich da nicht in mir das Wunderbare in meinem Leben?

Und ist es da nicht vollkommen egal, ob ich mein Gesundwerden erklären kann oder nicht; ob ich den Prozess, der dahinter steht, durchschaue oder nicht?

 

Ganz egal, ob die Wunder im Evangelium nun erklärbar sind oder nicht, sie wollen Zeichen sein, das heißt: Es geht um das Ziel.

Jesus macht deutlich, dass hinter dem Leben GOTT steht.

Und er macht deutlich, dass GOTT es ist, der uns leben lässt,
dass ER unser Leben in der Hand hat
und dass mein Leben für diesen GOTT unendlich kostbar ist.

Und das ist das eigentliche Wunder.

Arme Menschen, die diesen Blick für Wunder verloren haben.

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Den Text des "Meditationstextes nach der Kommunion" aus meinen Sonntagsgottesdiensten finden Sie (aus urheberrechtlichen Gründen) heute unter dem folgenden Link:

Wilhelm Willms - Wussten Sie schon? (pdf-Datei)

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Mit herzlichen Sonntagsgrüßen,
Ihr
Ulrich Lühring