



© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Unter den vielen Bildern in den zahllosen Porträts zum verstorbenen Papst Franziskus, die in dieser Woche im Fernsehen zu sehen und in der Presse zu lesen waren, hat sich mir ein Bild besonders eingeprägt.
Es stammt von dem römischen Graffitikünstler Maupal, der immer wieder Karikaturen von Papst Franziskus an Häuserwände in Rom gesprayt hat.
Auf dem Graffiti, das ich meine, fliegt Franziskus in Supermann-Manier, die Faust vorgestreckt, in weißer Soutane über dem Petersdom.
Irgendwie hat es bei diesem Bild bei mir „Klick“ gemacht, weil ich gemerkt habe, was mein größtes Problem mit diesem Papst war – und vielleicht nicht nur mein Problem.
Ich habe in ihm eine Art Superman gesehen. Einen, der aufräumt in der Kirche, der mit großen Schritten vorangeht.
Franziskus Superpope steht unter dem eben beschriebenen Graffiti.
Ein Papst, der große Hoffnungen geweckt hat. Hoffnungen, die so groß waren, dass sie am Ende in Ent-Täuschung führen müssen.
Denn dieser Papst Franziskus war sicher alles Mögliche, aber eben kein Superman.
„Seht der Mensch“ – war ein sehr gelungenes Zeitungsporträt von Franziskus treffend überschrieben.
Nein, ein Superpope war er nicht.
Und wer das von ihm erwartet hat, wurde enttäuscht.
Er war ein menschlicher Papst, ein Seelsorger auf dem Stuhl Petri.
Ich erinnere mich sehr gut an seine ersten Worte auf der Loggia des Petersdomes:
Buona Sera – Guten Abend.
Er steigt nach dem Konklave in einen der wartenden Kleinbusse ein und schickt die Papstlimousine zurück in die Garage.
Er weigert sich, die pelzbekränzte Mozetta und das edelsteingeschmückte Brustkreuz zu tragen. Er trägt weiter seine einfachen, schwarzen Schuhe und seine Brille mit Kassengestell.
Und am Tag nach seiner Papstwahl fährt er in die Stadt, um seine Rechnung in der Pension zu bezahlen.
Ein Pontifex zum Anfassen.
Aber auch einer, der sich nicht verbiegen lässt und sich nicht von anderen in Formen pressen lässt.
Für mich ist das schon ein wichtiger Impuls, den ich von diesem Papst mitnehme für mich selbst:
Lass dich nicht verbiegen – und lass dich nicht in Formen pressen und in Bilder, die andere von dir haben.
Seine erste Reise als Papst führte ihn nach Lampedusa, wo die Flüchtlinge in Lagern leben – und viele Hunderte im Mittelmeer sterben.
Am Gründonnerstag beendet er die altehrwürdige Tradition, irgendwelchen Honoratioren mit Silberschalen und bestickten Tüchern die Füße zu waschen – und geht stattdessen in ein Gefängnis.
Er geht an die Ränder und an die Grenzen – und genau das fordert er auch von seiner Kirche.
„Eine Kirche, die selbstverliebt in ihren eigenen Grenzen lebt, kann nicht die Kirche Jesu sein,“ sagt er vor den Kardinälen im Vatikan.
„Die Kirche ist keine Festung und keine Burg. Eine Kirche, die nicht den Menschen dient, dient zu nichts.“
Ich erinnere mich an die letzte Romreise unserer Pfarrgemeinde und an seine Ansprache bei der Mittwochsaudienz auf dem Petersplatz, als er das vorbereitete Skript beiseitelegte und sagte: „Eine Kirche, deren Türen geschlossen ist, dient zu nichts. Macht die Türen auf. Es ist besser, wenn die Kirche dreckig oder kaputt ist – als perfekt und sauber, aber verschlossen.“
Franziskus hat es vorgemacht, wie er sich seine Kirche wünscht, wie er sich wünscht, dass wir als Christen leben.
Er hat es vorgemacht und vorgelebt, aber er hat es nicht verordnet.
Bei der Überführung seines Sarges in den Petersdom ist mir das wieder so bewusst geworden.
Franziskus wollte einen einfachen Holzsarg, ein einfaches Gewand.
Aber vor seinem Sarg gehen die Kardinäle und Bischöfe und Priester, nach Rang und Stand getrennt. Und bei Einigen kann der Spitzenbesatz nicht üppig genug sein.
Franziskus hat es vorgelebt, aber nicht verordnet und erst recht nicht verboten.
Papst Franziskus hat (das vergessen viele, die ihn kritisieren) manches angestoßen:
Hat Papst Franziskus die Kirche revolutioniert?
Oder ist er an den großen Reformwünschen gescheitert?
Ganz sicher ist die Kirche bunter geworden.
Und es werden die vielen Gesten der Menschlichkeit sein, die mir von diesem Papst in Erinnerung bleiben werden.
Papst Franziskus war nicht der Supermann auf dem Papstthron, sondern ein Mensch, ein Papst zum Anfassen.
Vielleicht ist das sein wichtigstes Vermächtnis.
Nicht „Superpope Franziskus“, sondern „Seht der Mensch!“
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Himmels-E-Mail an Papst Franziskus
Lieber Papst Franziskus,
am Ostermontag 2025
bist du verstorben.
Wer warst du?
Du warst der Papst,
der nah bei den Armen war.
Du warst der Papst,
der einfach sein wollte:
bescheiden, franziskanisch,
ohne Pomp und Prunk.
Du warst der Papst,
der eine Kirche wollte,
die an die Ränder
der Gesellschaft geht.
Du warst der Papst,
der nah dran war
an den Menschen -
auch an nötigen Reformen?
Wäre ein Segen,
wenn da etwas dran wäre.
Peter Schott
In: Pfarrbriefservice.de