Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impulsvom 14.03.2021

car-1967698_1920 (c) Moni Mackein (www.pixabay.de)
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Datum:
So. 14. März 2021
Von:
Ulrich Lühring

„So wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat“, beginnt das heutige Evangelium. Damit nimmt Jesus Bezug auf eine Erzählung des Alten Testamentes:

Das Volk Israel, das von Moses aus der ägyptischen Sklaverei befreit wurde, ist jetzt in der Wüste und steckt in einer tiefen Krise. Angst und Misstrauen machen sich breit. „Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt?“ fragen die Menschen Mose und zugleich Gott. „Etwa, damit wir in der Wüste sterben?“

Ihre Angst hat einen konkreten Hintergrund, eine Pandemie, nicht durch einen Virus verursacht, sondern durch Giftschlangen.

 

Wir können gerade in diesen Wochen und Monaten gut nachvollziehen, wie sich eine Angst ausbreitet, eine Unsicherheit, ein Misstrauen, wie ein tödlicher Kreislauf entsteht.

Was kann da helfen?

Die Lesung hat eine merkwürdige Lösung: Mose soll im Auftrag Gottes eine Schlange aus Kupfer machen und auf den Fahnenmast hängen.

Ich deute mir diese Geschichte, gerade aufgrund unserer Erfahrungen in der Pandemie so: Rettung in diesem Kreislauf der Angst und der Panik liegt nicht in der Flucht; nicht darin, den Kopf in den Sand zu stecken; nicht darin, die Gefahr zu leugnen.

Zuerst geht es einmal darum, der Ursache der Angst ganz bewusst ins Auge zu blicken. Die Kupferschlange hängt gut sichtbar oben an der Fahnenstange.

Sie ist nicht zu übersehen. Aber niemand wird den ganzen Tag davor stehen und die Schlange anstarren. Man muss auch wieder wegsehen, um zu arbeiten, zu essen, um zu leben.

 

Für mich heißt das in diesen Tagen: Es macht keinen Sinn, die Gefahr durch das Coronavirus zu leugnen oder die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen in den Wind zu schlagen. Wir müssen der Gefahr schon ins Auge blicken und das Coronavirus auch auf unsere Fahnenstange hängen.

Aber im Moment habe ich auch das Gefühl, als ob eine ganze Nation nichts anderes mehr zu tun hätte, als unter der Fahnenstange zu stehen und auf die Schlange zu starren. Im Fernsehen und in den Zeitungen gibt es kein anderes Thema mehr: Wie sind die Zahlen heute? Wie viel Prozent sind schon geimpft? Wie viele Impfdosen werden geliefert und warum sind es nicht noch mehr?

 

Die Schlange gehört an den Fahnenmast. Es hilft, das wovor man sich fürchtet anzuschauen. Aber es bringt nichts das Leben zu vergessen und ununterbrochen auf die Schlange zu starren.

Denn fast noch wichtiger ist das, was danach in der Lesung steht: „Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er die Kupferschlange ansieht.“

 

Die Wurzel des Übels sind nämlich überhaupt nicht die Schlangen. Die Wurzel des Übels ist die Angst vor dem Leben, das Misstrauen, dass es vielleicht doch nicht gut geht mit mir und mit dieser ganzen Situation. Die Angst, die irrational und dann zur Panik wird.

 

Wer von der Schlange gebissen wird und zur Kupferschlange aufblickt, der wird gerettet. Denn hinter dem Aufblicken zur Kupferschlange steckt der Glaube an die Zusage Gottes, dass ER es gut mit mir und mit den Menschen meint.

Das Evangelium stellt eine Verbindung her zwischen der Kupferschlange des Mose und Jesus am Kreuz: „So wie damals die Schlange, so muss der Menschensohn (Jesus) erhöht werden.“ Jesus am Kreuz, das ist auch ein Bild unserer Angst, am Leben zu scheitern. Jesus am Kreuz, das steht für unser Misstrauen, dass Gott es am Ende doch nicht gut mit uns meint.

Aber war im Evangelium nicht die Rede vom Gericht?

Ja, aber der Evangelist Johannes streicht mit einem einzigen Satz all die Bilder von Heulen und Zähneknirschen aus, die wir aus anderen Stellen der Bibel kennen und die uns manchmal Angst machen: Wer glaubt, wird nicht gerichtet. Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet.

 

Gottes Macht ist zwar sehr erfinderisch, aber selbst Gottes Macht ist hilflos, wenn ein Mensch den Glauben und die Hoffnung aufgibt.

 

Ein Mitarbeiter der Telefonseelsorge erzählt: „Wenn du einen Menschen in der Krise am Telefon hast, darfst du nicht nach schnellen Lösungen suchen. Es nutzt nichts, ihm den Vorschlag zu machen, sich die sonnigen Seiten des Lebens anzuschauen. Manchmal kann man im Gespräch nicht mehr tun, als das Dunkle auszuhalten.“

 

Darum geht es im heutigen Evangelium: Dass wir uns den Ängsten unseres Lebens stellen. Sie nicht verdrängen, sondern sie aushalten, sie gleichsam unübersehbar an den Fahnenmast hängen.

Aber dass wir nicht ständig auf die Schlange starren und in Panik verfallen, sondern unsere Ängste hineinfallen lassen in das Vertrauen auf Gottes Liebe.

 

Wer von der Schlange gebissen wird und zur Kupferschlange hinaufblickt, wird gerettet.

Oder (wie es das Evangelium formuliert): Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Wenn das keine guten Nachrichten sind...

 

Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen aus der GdG Stolberg-Süd
Ihr
Pastor Ulrich Lühring