© Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de
Haben Sie auch schon einmal geträumt, Sie müssten eine Prüfung noch einmal machen?
So als müssten Sie nach Jahrzehnten noch einmal in diese Prüfung gehen, noch einmal diese verflixte Arbeit schreiben.
Da wacht man dann auf und muss sich erst einmal sammeln, um sicher zu sein, diese blöde Prüfung hast du doch längst bestanden.
Dieses Diplom, diese Urkunde hast du doch längst, irgendwo sorgfältig abgeheftet.
Kann schon sein, dass ich keine Ahnung mehr habe von dem, was ich damals gelernt habe.
Aber meinen Abschluss, den habe ich mit Brief und Siegel. Den kann mir keiner nehmen.
Warum komme ich Ihnen ausgerechnet heute, an Pfingsten, mit diesem seltsamen Thema?Wegen einer Frage, die sich mir an Pfingsten immer wieder stellt: Kann man mir denn den Heiligen Geist nehmen?
Sie mögen das für eine komische Frage halten, aber die Frage stellt sich mir gerade an diesem Fest, in diesem Gottesdienst:
Aber hat das nicht etwas von dem eben beschriebenen Alptraum?
Haben wir den Geist etwa noch nicht bekommen?
Pfingsten feiern wir doch gerade: Gott hat seinen Geist in die Welt gesandt.
In Taufe und Firmung hat ihn jeder von uns empfangen, diesen Heiligen Geist.
Das haben wir schriftlich, mit Brief und Siegel.
Warum bitten wir dann so inständig, dass er uns endlich gesandt wird?
Als müssten wir noch darauf warten?
Ja: Wir sollten nicht so beten und singen, dass wir den Geist sozusagen mühsam herbeibeten müssten.
Als ob er aufgebraucht wäre – oder uns weggenommen worden wäre.
Aber: Meine Taufurkunde oder ihre Firmurkunde sind etwas anderes als ein Prüfungszertifikat, das ich in einer Dokumentenmappe ablegen kann.
Es ist eher so wie mit einem anderen Dokument, dass viele von Ihnen zu Hause haben. Ich meine Ihre Trauungsurkunde.
Da steht mit Brief und Siegel beurkundet, was Sie sich am Altar versprochen haben:
Ich nehme dich an als meinen Mann, als meine Frau.
Ich verspreche dir die Treue in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit.
Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.
Und Sie wissen doch ganz genau: Diese Trauurkunde allein nützt nichts.
Liebe ist kein Besitz.
Liebe muss gepflegt werden, jeden Tag neu.
Sonst kann es passieren, dass die Trauungsurkunde eines Tages tatsächlich wertlos geworden ist.
So ist es auch mit dem Geist Gottes.
Diesen Geist Gottes gibt es nicht als Besitz.
Es gibt ihn nur als Beziehung.
Als lebendige Beziehung zu diesem Gott.
Und das bedeutet, dass es gilt, sich immer wieder aufs Neue zu vergewissern, ob unsere Beziehung zu Gott stimmt.
Das ist der eigentliche Grund, immer und immer wieder aufs Neue Pfingsten zu feiern, zu beten und zu singen um den Heiligen Geist.
Diesen Heiligen Geist gibt es nicht als Besitz,
nicht als Sache – oder in Portionen.
Ja wir haben den Geist Gottes empfangen.
Er ist in uns lebendig.
Wenn wir wollen – und wenn wir es zulassen.
Wenn wir aufmerksam bleiben für diesen Geist und das, was er uns sagt.
Es ist wie mit der Liebe.
Sie ist kein Besitz.
Sie muss gepflegt werden.
Jeden Tag neu.
Predigtidee: Jörg Sieger
www.joerg-sieger.de
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Pfingsten
Feurige Zungen sah ich nicht,
es kam kein Sturmwind mit Brausen,
auch vermochte ich nicht,
in fremden Sprachen zu reden.
Hin und wieder spürte ich jedoch neue Kraft
mitten in der Tretmühle des Alltags.
Hin und wieder war der Mut da,
einzutreten für das Recht
des an den Rande Gedrückten.
Hin und wieder sprengte ich
alte Denkmuster und Gewohnheiten,
hatte Geduld und Verständnis.
Hin und wieder wich die Bitterkeit
und Enttäuschung aus meinem Herzen
und staunte ich über meine Heiterkeit.
Hin und wieder nahm ich Verwundungen an
als Gottes geheimnisvolle Orte des Lernens.
Hin und wieder hatte ich den Mut
zu einem unangenehmen Gespräch,
packte ich eine lange hinausgeschobene Arbeit an.
Hin und wieder – und doch selten genug -
steckte eine geheimnisvolle Kraft mich an –
Ob da wohl der Geist Gottes wirksam war?
Irmela Mies-Suermann
www.pfarrbriefservice.de
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Frohe Pfingsten!
Ihr
Pastor Ulrich Lühring