Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher impuls vom 06.02.2022

Verpackung und Inhalt

smile-gc7886f12c_1920 (c) heblo (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 5. Feb. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Sie sind da. Um uns herum.
Im Fernsehen, in Zeitungen und Illustrierten.
Sie lächeln uns an, sie strahlen sogar.
Schöne Menschen. 

Egal ob für Haarshampoos, Autos oder Handys geworben wird. Immer sind es schöne Menschen. Eine Vorzeigefamilie sitzt beim Frühstück zusammen, um uns zu vermitteln: Wenn wir nur den gleichen Brotaufstrich kaufen, wird auch unsere Familie genauso glücklich sein.

Solange es dabei um Brotaufstrich, Sonnenbrillen und Sportwagen geht, mag das ja noch angehen. Problematischer wird es aber, wenn es um Werte und Weltanschauungen geht.

In ein paar Wochen werden die schönen Bilder am Straßenrand wieder aufgestellt, wenn der NRW-Wahlkampf beginnt. Dann strahlen uns die Politiker an.
Was mir von Jahr zu Jahr mehr auffällt und mich massiv stört: Auch die Werbeplakate der Parteien setzen von Wahl zu Wahl mehr auf strahlende Siegertypen als auf Inhalte.

Da strahlt mir der Kandidat oder die Kandidatin mit einem Zahnpastalächeln entgegen und darunter steht: Schöner Sommer.

Der Inhalt spielt keine Rolle mehr, die Verpackung ist wichtig.

 

Diese Vorüberlegungen sind mir wichtig, um zu verstehen, worum es in der heutigen Sonntagslesung (1 Kor 15,1-11) geht.
Auch Paulus macht Werbung. Allerdings nicht für irgendein Produkt, sondern für den Glauben.

Er führt diejenigen an, die einen „guten Namen“: Petrus, Jakobus und die Apostel.

Aber dann gibt er sich selbst eine Bezeichnung, die wohl jedem Werbestrategen den Job kosten würde. Paulus nennt sich selbst Missgeburt.

Zahllose Exegeten haben darüber gerätselt, was Paulus damit wohl genau meint. Ist Paulus behindert? Oder hässlich? Oder meint er seinen unrühmlichen Lebenslauf, in dem er die junge Kirche verfolgt hat und mindestens beim Tod des Stephanus seine Hände im Spiel hatte?
Wir wissen es nicht.

Sicher ist nur, dass er mit dem Wort nicht nur kokettiert – das heißt: Er legt es nicht darauf an, zu hören wie toll er doch ist und dass die Bezeichnung „Missgeburt“ doch vollkommen verkehrt ist.

Paulus meint es vollkommen ernst. Er versucht nicht, sich in ein besonders vorteilhaftes Licht zu stellen. Er steht zu seinen Fehlern und zu seinen echten Schattenseiten.

Man könnte vielleicht auch sagen (um den Anfang dieses Impulses noch einmal aufzugreifen): Ihm kommt es nicht auf die Verpackung an. Nur der Inhalt ist das Wichtige.

 

Spätestens jetzt kommen wir selbst ins Spiel. Indem wir uns fragen, wieviel Wert wir selbst auf die Verpackung legen. Bei uns und bei anderen.

Mir ist das bei mir selbst aufgefallen im letzten Herbsturlaub in Bayern. Da lächelte von 1.000 Wahlplakaten die CSU-Plakaten. Oder besser gesagt: sie grinste. Sie wirkte jedenfalls auf mich reichlich überheblich, abgehoben – unsympatisch.
Von unserem Vermieter, der sie persönlich kennt, habe ich dann erfahren: Eine taffe Frau, bodenständig, Familie, führt mit ihrem Mann einen Handwerkerbetrieb.

Ich hatte mich von der Verpackung verleiten lassen.

 

Manchmal können wir ja gar nicht anders, wenn wir jemand zum Beispiel nicht kennen. Es braucht den ersten Eindruck, um 

Aber wie wichtig ist mir dieser erste, äußere Eindruck? Und wieviel Mühe gebe ich mir überhaupt, diesen ersten Eindruck zu verändern?

 

Wenn Paulus von sich selbst als „Missgeburt“ spricht, kommt aber noch eine zweite, ganz andere Dimension ins Spiel.

Es entlastet mich auch, was Paulus sagt.
Ich muss nicht schön, reich, berühmt und perfekt sein, wenn es um den Glauben geht.
Ich muss nicht immer im besten Licht erscheinen.

Ich darf Fehler haben.
Ich darf klein sein – eben nicht perfekt.

 

Paulus wusste um seine Fehler und Defizite. Und trotzdem – nein gerade deswegen hat Gott ausgerechnet ihn berufen, den Glauben in die Welt zu tragen.

Das könnte auch für uns sehr ermutigend sein.
Machen wir nicht mit beim Wahn, perfekt zu sein.
Haben wir Mut, Fehler zu machen und zu unseren Fehlern zu stehen.

Und trauen wir Gott zu, dass er ausgerechnet uns meint, dass er uns beruft und uns etwas zutraut.

 

Ich wünsche Ihnen (auch bei dem angekündigen "Schmuddelwetter") einen schönen Sonntag. Machen Sie was draus!

Ihr
Pastor Ulrich Lühring

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Ein Gebet angesichts des Missbrauchs-Skandals in der katholischen Kirche

 

Wortlos

 

Guter Gott!

Wir suchen nach Worten,

um das zu beschreiben,

was Kirche momentan bewegt.

 

Wir suchen im Lärm.

Wir suchen im Stillen.

 

Wir suchen im Herzen.

Wir suchen im Verstand.

 

Doch kein Wort ist in Sicht,

um das zu beschreiben,

was Kirche momentan bewegt,

weil es so unbeschreiblich ist.

 

Wir suchen bei dir,

in einem stillen Gebet,

und hoffen wortlos,

dass es uns bewegt.

 

Peter Schott
In: Pfarrbriefservice.de