Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig

"Lluja sog i" - ein mickriger Himmel?

Geistlicher Impuls zum Sonntag - 15.10.2023

Engel_Aloisius,_Detail_Elisabethmark_Muenchen_Graffiti (c) Oliver Raupach (Engel Aloisius - Graffiti am Elisbethmarkt München) - www.wikipedia.de
Engel_Aloisius,_Detail_Elisabethmark_Muenchen_Graffiti
Datum:
Mi. 11. Okt. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Kennen Sie den wunderschönen Zeichentrickfilm „Ein Münchner im Himmel“?

Er erzählt davon, dass der Münchner Dienstmann Aloisius Hingerl in den Himmel kommt, wo der frischgebackene Engel Aloisius eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt und mit der himmlischen Hausordnung bekannt gemacht wird:

„Von 8 Uhr bis 12 Uhr mittags frohlocken.
Von 12 Uhr mittags bis 8 Uhr abends Hosianna singen.

„Auweh – dees wird schee fad!ist der Kommentar des neuen Engels Aloisius.

Ein fader Himmel – da seht sich der Engel Aloisius doch zurück zum Weißwurstfrühstück im Hofbräuhaus.
Wie anders klingt da doch, was wir gerade in der Lesung gehört haben:

Ein Festmahl für alle Völker am Ende der Zeiten.
Ein Gelage mit feinsten Speisen
und erlesenen Weinen.

 Das ist doch etwas anderes als „alle Tage Manna“, wie es der Engel Aloisius beklagt.

 

Ich denke auch an die Heilige, die heute am 15. Oktober Namenstag hat, die Heilige Therese von Avila.

Eines ihrer bekanntesten Zitate ist wohl:
Wenn Fasten, dann Fasten; wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn.

Es gab ja durchaus Zeiten, wo die Kirche den Menschen den Genuss vergällen wollte. Wo Genuss schon gleichbedeutend mit Völlerei und damit eine Sünde war.

„Gott will, dass der Mensch seinen Spaß hat“ – noch so ein Wort der Heiligen Theresa.

 

Wenn ich das Bild Jesajas vom großen Festmahl am Ende der Zeiten danebenlege, könnte man es vielleicht auch so deuten:
Lerne zu feiern und das Leben zu genießen,
sonst können die Engel im Himmel mit Dir nichts anfangen.

 

Jetzt könnte der Eine oder die Andere von Ihnen denken: Heute macht er es sich aber einfach, wenn er nur über die Lesung und nicht über das Evangelium predigt.
Da werden ja ganz andere Töne angeschlagen.

Am Anfang vom Evangelium geht es ja noch. Da ist die Rede von Gottes Großzügigkeit.
Die Eingeladenen waren es nicht wert. Geht auf die Straße und ladet andere ein.

Bis dahin können WIR uns ja zurücklehnen.
Wir sind ja da.
Es kann ja wohl nur um die leeren Plätze gehen.
Um die, die nicht da sind.

Aber dann kommt ja das dicke Ende:
Der Gastgeber trifft einen Gast ohne Festgewand - und regt sich nicht nur fürchterlich auf, er lässt diesen Gast schließlich fesseln und hinauswerfen.

Da können wir jetzt nicht mehr sagen: „Damit sind wir wohl nicht gemeint.“
Und wir sind uns sicher auch schnell einig, dass es Jesus nicht um die Kleidung geht.

 

Einen Hinweis, was gemeint sein könnte, finde ich eher im alten Taufritus. Da wurde, als das Taufkleid noch in Gebrauch war, dieses weiße Kleid angezogen (oder aufgelegt) mit den Worten:

Ziehe aus den alten Menschen und bekleide dich mit dem Gewand Jesu Christi,
dem neuen Menschen der Liebe und Wahrhaftigkeit.


Paulus hat es einmal so formuliert:

Ihr habt Christus als Gewand angelegt (Gal 3,27).
Bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde und Geduld (Kol 3,12).

Das Gewand, um das es bei diesem großen Fest am Ende, das wir Himmel nennen, geht, hat nichts mit Kleidung zu tun.
Es geht um ein Gewand aus Güte und Liebe, aus Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft.

 

Wenn ich bei dem Bild des großen Festmahles bleibe und bei diesem Gast in der unpassenden Kleidung, dann kann ich damit schon etwas anfangen.

Wenn wir zu einem Fest gehen, sind wir auch darauf bedacht, angemessen gekleidet zu sein. Weder „overdressed“ (also zu festlich), noch zu leger.

Als Einziger im Anzug neben lauter Menschen in Jeanshose und T-Shirt fühle ich mich genauso unwohl, wie in Alltagsklamotten unter Damen in langen Kleidern.

Mit diesem Gefühl im Hinterkopf versuche ich, das Evangelium zu verstehen:
Wenn die Atmosphäre dieses großen Festmahls, das wir Himmel nennen, geprägt ist von Liebe, Güte und Freundlichkeit, werde ich mich da nicht wohlfühlen, wenn mein Leben nur geprägt war von Ellenbogen, Karriere und Durchsetzungsvermögen.
Ich werde spüren: Ich passe nicht hierhin. So wie jemand in total falscher Kleidung.

 

 

 

Der Schluss des Evangeliums schockiert uns – und das mit Absicht.

 

Früher stand der strafende Gott im Vordergrund: Drohung und Angst.

Heute hält man Gott eher für einen Kumpel: der liebe Gott, et Herjöttche.

 

Stellt Euch den Himmel bloß nicht zu mickrig vor.
Und stellt Euch Gott nicht zu mickrig vor.
Das nehme ich mit aus diesen Sonntagstexten.

Es geht um richtig was bei diesem Riesenfest am Ende.
Und es geht darum, wie wir uns darauf vorbereiten auf dieses Fest, auf die Begegnung mit Gott.
Und diese Vorbereitung beginnt hier und heute.
Nicht nur, indem wir feiern und das Leben genießen, damit die Engel im Himmel etwas mit uns anfangen können.

Sondern auch, indem wir uns bekleiden mit diesem Gewand der Liebe, Milde, Freundlichkeit, Geduld.

=======================================================================

träum weiter

 

träum weiter
von der neuen Erde
und dem neuen Himmel
und mal ihn dir genau aus
deinen Traum

damit die Erde
nicht stecken bleibt
im Alptraum
menschlicher Ausbeutung
und Herrschaft

träum weiter
damit dir
die Kraft zum Handeln
damit dein Licht
nicht ausgeht

träum weiter
als gäbe es ein Morgen

tu so
als käme es in erster Linie
auf dich an

hoffend
dass wir viele sind

vertrauend
dass der Schöpfer
Wort hält

dass er sich weiter
einschreibt in unsere Geschichte

die verheißene Geschichte
des Heils

Miriam Falkenberg
In: Pfarrbriefservice.de

==================================================================

Einen schönen Sonntag
wünscht
Ihr

Ulrich Lühring