Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 03.10.2021

Was Gott verbunden hat...

few-g4eec376cf_1920 (c) Alfred Derks (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 2. Okt. 2021
Von:
Ulrich Lühring

"Warum heiraten - Leasing ist doch viel einfacher!" - so las ich irgendwann auf einem Autoaufkleber. Ein ziemlich blöder Spruch - aber gibt er (reichlich überspitzt) nicht auch wieder, was eine deutliche Stimmung in unserer Gesellschaft ist?

Verliebt, verlobt, verheiratet - das ist doch längst nicht mehr der gängige Weg für ein Paar.

Und wir wissen doch alle, wie gefährdet heute die Ehen sind, wie viele scheitern.  Wer in seiner ersten Ehe lebt, ist sicher dafür dankbar, weiß aber auch um die Schwierigkeiten, die es gibt. Keine Ehe ist einfach von selbst gelungen. 

Jeder von uns hat in der eigenen Familie, im Freundeskreis oder Nachbarschaft erlebt, wie Eheleute hineingeraten in den Strudel des Scheiterns. Die Gründe sind ganz unterschiedlich - und dann haben irgendwann die Rechtsanwälte das Wort - und später das Familiengericht. Ein erfahrener Familienrichter hat mir einmal gesagt: "Jede Scheidung ist auch eine Tragödie, selten ein 'Fest der Befreiung'. Immer bleiben Verletzungen zurück und die Frage: Warum?"

Schwierigkeiten mit der endgültigen Bindung an einen Partner, an eine Partnerin, die gab es auch schon zur Zeit Jesu. Sie wurden allerdings zu Lasten des schwächeren Teils gelöst, zu Lasten der Frau. "Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlasten" - diese Frage der Pharisäer im Evangelium dieses Sonntags ist echt scheinheilig. Denn sie wussten ganz genau, dass die Möglichkeit einer Scheidung nach damaligem Recht absolut unbestritten war. Strittig war damals nur die Art der Anwendung. Es wurde allen Ernstes darüber gestritten, ob ein angebranntes Essen schon ausreicht, damit der Mann der Frau den "Scheidebrief" ausstellen kann. Oder ob es ausreicht, wenn dem Mann eine andere Frau besser gefällt.

Zumindest diese Streitfrage von damals hat unser Eherecht geregelt: Zerrüttung nennt das das Gesetz. Mit anderen Worten: Wenn einer der beiden schlicht nicht mehr will.

Aber ist damit die Sache erledigt?

Mit fällt auf, wie im Evangelium die Fangfrage der Pharisäer formuliert ist: "Was ist erlaubt?"

Wer so fragt, verrät eine Grundeinstellung, eine Lebenshaltung. Wem im Blick auf seinen nächsten Menschen nichts anderes interessiert, als was "erlaubt" ist, der wird auch in anderen Beziehungen keine anderen Fragen kennen als: Was kann ich mir herausnehmen? Wie kann ich innerhalb dessen, was gerade noch erlaubt ist, möglichst viel für mich herausschlagen?

Mir begegnet diese Haltung gerade in unseren Tagen allzu oft. Jesus hat dafür ein eigenes Wort geprägt: "Hartherzigkeit". Er geht in seiner Antwort auf den Schulstreit um die Auslegung des Gesetzes nicht ein, sondern greift zurück auf das grundlegende Menschenbild und auf die Frage: "Was ist wichtig im Leben? Welche Werte habe ich im Leben?

Jesus greift zurück auf eine uralte Erzählung, die sich die Juden von Generation zu Generation erzählt haben (und die wir an diesem Sonntag als Lesung hören). Die Geschichte von Adam und Eva, die auf die alte Frage antwortet: Woher kommt der Mensch? Und welches Ziel hat er?

"Am Anfang der Schöpfung hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen", fasst Jesus diese Erzählung zusammen. Von Anfang an ist diese Sehnsucht im Menschen nach dem Du, die Suche nach dem einen Menschen, der uneingeschränkt Ja zu mir sagt - und der sein Ja nicht zurückzieht, der zu mir hält.

"Warum heiraten - Leasing ist doch viel einfacher" - der Spruch ist allein schon Unfug, weil er gegen die Natur des Menschen ist.

"Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen." So einfach klingt das. Und so schwer ist das in der Wirklichkeit.

Die Kirche fühlt sich (nach wie vor) an dieses Wort gebunden - und darum erlaubt die katholische Kirche keine Scheidung. Diese rigorose Praxis im Umgang mit dem Scheitern von Ehen und mit Menschen, die nach einer Scheidung in neuen Partnerschaften leben, wird auch innerhalb der Kirche (zu Recht) heftig diskutiert. Es geht dabei nicht darum, ob die Praxis der Kirche "unmodern" oder "altmodisch" ist. Es geht darum, ob die katholische Kirche den Willen Jesu wirklich richtig auslegt.

Jesus antwortet auf eine konkrete Frage der Pharisäer, in die damalige Situation und die damalige Gesellschaft, in der höchstens diskutiert wurde, aus welchem Grund der Mann seine Frau "entlassen" darf. Aber wollte er damit auch eine konkrete Anweisung geben auf unsere Situation im hier und heute?

Wie verhält sich denn dieser Satz zu anderen Worten Jesu: "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein..." - "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet..."

Wie würde Jesus heute handeln, der zu einer Ehebrecherin, die immerhin inflagranti erwischt wurde, gesagt hat: "Auch ich verurteile dich nicht."

Kein Geringerer als ausgerechnet der damalige Kardinal Ratzinger hat (man höre und staune) gesagt: Vorsicht ist geboten, damit der Anspruch Jesu, der sich ja gerade gegen die Härte des Herzens richtet, nicht wieder zurückverwandelt wird in eine Praxis der Herzenshärte.

Das heutige Evangelium können wir nicht so leicht "ad acta" legen. Es bleiben mehr Fragen als Antworten.

Ich möchte es vor allem als Einladung sehen, dass Sie sich Ihre ganz persönlichen Gedanken machen über Ihr Bild von Liebe und Partnerschaft. Und über das Bild, das GOTT von uns hat - als Mann und Frau, als Liebes-, Lebens- und Ehepartner

Und vielleicht auch, ob und wo für uns im Zusammenleben die Frage zählt: Was ist erlaubt?

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Meine Erwartungen an dich:
oft enttäuscht.
Deine Erwartungen an mich:
oft enttäuscht.

Narben
auf meiner Haut,
auf deiner Haut,
von Missverständnissen,
Verletzungen.

Doch wenn du anfängst,
zu sein, wie ich will,
wirst du aufhören,
du selbst zu sein.

Und wenn ich anfange,
zu sein, wie du willst,
werde ich aufhören,
ich selbst zu sein.

Und darum
will ich dich so,
wie du bist.
Und ich bitte dich:
Lass mich sein,
wie ich bin.                                                                         Gisela Baltes

aus: www.impulstexte.de - gefunden in: www.pfarrbriefservice.de 

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Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche,
Ihr
Pastor Ulrich Lühring