Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 12.06.2021

Den Seinen gibt's der Herr im Schlaf

baby-1151351_1920 (c) Daniela Dimitrova (www.pixabay.de)
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Datum:
Sa. 12. Juni 2021
Von:
Ulrich Lühring

„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ – sie kennen sicher den Spruch (übrigens: aus Psalm 127). Er könnte fast so etwas wie die Zusammenfassung des heutigen Evangeliums in einem Satz sein:

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.

Der Sämann schläft – und die Frucht wächst ohne sein Zutun in der Nacht.

 

Das Evangelium erinnert uns in einer Zeit, in der wir Menschen meinen, alles in der Hand zu haben, alles irgendwie machen zu können, dass es auch Dinge gibt, die reifen müssen, die ohne Geduld nicht zu haben sind.

Wir sind es gewohnt, alles „machen zu können“, was wir nicht selber machen können, das können wir kaufen.

In einer Zeit, in der man alles kaufen kann, müssen wir wieder darauf aufmerksam gemacht werden: Es gibt Dinge, die wir nicht in der Hand haben; es gibt Werte, die müssen uns geschenkt werden.

Genau darum geht es meiner Meinung nach im Evangelium.
Da ist jemand wirklich tatkräftig am Werk. Ich stelle mir vor, dass der Mann den Samen sorgfältig ausgesucht hat. Er wird gründlich den Acker umgegraben haben. Mag sein, dass er tagelang das Wetter beobachtet hat, um den richtigen Tag für die Aussaat zu finden. Und schließlich macht er sich an die Arbeit und sät den Samen in die Erde.

Was da beschrieben wird, bezieht sich ja nicht nur auf die Gartenarbeit. Ich denke an ein Arbeitsprojekt, für das ich viel getan habe; an eine Freundschaft, für die ich viel investiert habe; an ein Gespräch, das mich viel Kraft gekostet hat.

Ich habe mich ganz schön angestrengt. Und jetzt bin ich gespannt und neugierig, was da wohl wachsen mag. Und am liebsten würde ich beim Wachsen noch ein wenig nachhelfen.

Der Mann im Evangelium aber geht heim und legt sich schlafen. Er lässt sein Feld Feld sein und kümmert sich scheinbar nicht mehr darum. Und genau in dieser Zeit keimt und wächst die Saat.

 

Das Begriffspaar „kämpfen“ und „zulassen“ fällt mir ein. Und ich ahne, dass die Geschichte, die Jesus da erzählt, wirklich ein Schlüssel zu gelingendem Leben sein kann.

Wenn ich andauernd nur kämpfe (um Beziehungen, um Karriere, um Verstanden-werden, um Geliebt-werden), aber eben nicht die Zeit lasse um zu wachsen, dann kann Leben nicht gelingen; dann haben die Saatkörner nicht die Zeit, um zu keimen und aufzugehen.

 

Im Leben muss man lernen zu warten – so wie im Lauf der Natur. Die Saat lässt sich im Wachsen nicht aufhalten, aber auch nicht beschleunigen.

Es geht sicher nicht darum, sich nur auf die faule Haut zu legen und darauf zu warten, dass sich irgendetwas von selbst tut. Das hat auch der Sämann im Evangelium nicht gemacht. Er hat schon seinen Teil beigetragen.

Aber wenn ich eben meinen Teil getan habe, dann kann ich auch unbesorgt „in Ruhe lassen“ – mich und die anderen. Und ich muss es sogar, wenn ich das Zarte, Aufkeimende nicht beim Wachsen stören will.

 

Worum es geht, macht mir immer wieder ein bekanntes Gebet deutlich, das Sie sicher auch kennen; das aber einem jeden von uns morgens, mittags und abends als „Medizin“ verordnet werden müsste:

 

HERR,

gib mir den Mut,
die Dinge zu ändern,
die ich ändern kann.

Gib mir die Gelassenheit,
die Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann.

Und gib mir die Weisheit,
das eine vom anderen
zu unterscheiden.

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Einen sommerlich-sonnigen Sonntag, der für die kommende Woche Kraft und Gelassenheit gibt,

wünscht Ihnen
Ihr Pastor Ulrich Lühring

 

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Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf

 

Selbstoptimierung ist angesagt.

Deshalb wird dieses Bibelwort

nur noch ironisch zitiert:

Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.

Unser Mantra dagegen: Streng dich an!

 

Das heutige Evangelium

stellt sich den Antreibern entgegen,

die immerfort rufen:

Streng dich an, streng dich an,

in der Arbeit, in der Freizeit,

streng dich an!

 

So laufen wir Gefahr,

nicht nur das Ziel

aus den Augen zu verlieren,

sondern auch die Freude! –

Wie viel Erlaubnis und wie viel Versprechen

begegnen uns dagegen

im Evangelium!

 

Gottes Reich wächst,

gerade in Zeiten der Muße,

des Durchatmens.

Aus winzigem Samen

wächst Großes:

Du darfst es geschehen lassen.

 

Dorothee Sandherr-Klemp

aus: Magnificat. Das Stundenbuch 06/2021, Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer; www.magnificat.de

In: Pfarrbriefservice.de