Geistlicher Impuls vom 19.08.2021

Ein Hut, ein Stock ein Regenschirm, vorwärts, rückwärts, seitweits, ran

Mit diesem Kinderreim und den entsprechenden Schrittfolgen haben wir uns früher so manchen Fußweg verkürzt. Der Reim erinnert mich an Ausflüge, Urlaub und unbeschwerte Tage. Schnell vergaß man, wie weit und unliebsam der Rückweg war. Wir waren versunken im Singen und Tänzeln der Schritte.

Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst,

hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest.

Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken

und ein anderer wird dich gürten und dich führen,

wohin du nicht willst. (Joh 21,18)

Das klingt schon anders. Die jugendliche Leichtigkeit scheint verflogen, die freie Entscheidung über den eigenen Weg im Alter stark eingeschränkt. Jetzt wird es ernst.

Die Menschen, die von der Flutkatastrophe betroffen sind, erfahren diese Einschränkung bereits hier und jetzt, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand. Vieles liegt gerade nicht in ihrer Macht und Entscheidungsfreiheit. „Ich wollte nie ein Haus bauen und jetzt bin ich dazu gezwungen. Da wollte ich nicht hin.“ hörte ich vor einigen Tagen.

Die Flutkatastrophe hinterlässt viele Fragen, manche werden wohl nie geklärt werden. Noch einmal kommt mir der Vers aus dem Johannesevangelium ins Gedächtnis. Eine Antwort auf mein Fragen finde ich  dort nicht, aber ein Versprechen:  Gott gürtet und führt mich. Ich bin nicht alleine und wo immer er mich hinführt, geht er mit.

Wenn es ernst wird in meinem Leben, wenn mir das Wasser bis zum Hals steht, dann ist Gott hoffentlich an meiner Seite  - auch wenn ich seine Wege nicht verstehe:

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

https://www.youtube.com/watch?v=3C8v9icR6yA

Dieses Lied gehört für mich untrennbar zur Silvestermesse in meiner Heimatgemeinde. Es markiert Ende und Anfang, Abschied und Neubeginn.

Es gibt ein vor der Flut, aber auch ein nach der Flut.

Mit hoffnungsvollen Grüßen und im Gebet verbunden

Ihre Gemeindereferentin Christiane Hartung