Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 20.11.2022

Mitleid statt Furcht

img_20200424_194438_by_christian-schmitt_pfarrbriefservice_0 (c) Christian Schmitt (www.pfarrbriefservice.de)
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Datum:
Sa. 19. Nov. 2022
Von:
Ulrich Lühring

Spielen Sie gerne?

Ich gestehe: Ich spiele überhaupt nicht gerne. Weder Kartenspiele noch Brettspiele. Und erst recht keine Computerspiele, bei denen man in irgendwelche virtuelle Welten schlüpft.

So habe ich eigentlich nur mit einem halben Ohr hingehört, als mir jemand von seinem neuesten Computerspiel erzählte: Cäsar.

 

Wie der Name schon sagt, wird man darin in die Zeit des antiken Rom versetzt und zwar als Cäsar, der ein ganzes Imperium erbaut.

Man baut Straßen und Häuser, legt Farmen an und sorgt dafür, dass die Leute Arbeit haben. Man muss dafür sorgen, dass genug Geld in der Staatskasse ist und eine Armee gegen Feinde verteidigt.

Aber dann wurde ich doch hellhörig, als der Spieler weiter erklärte: Das alles reicht noch nicht aus.
Man muss auch Tempel bauen und dafür sorgen, dass für die verschiedenen Götter Opfer abgehalten werden.
Und wehe, man vergisst das über längere Zeit. Dann melden sich die Götter nämlich sehr eindringlich: Dann werden Warenhäuser vom Blitz getroffen, Handelsschiffe gehen unter, Ernten verdorren.

Einen Gott vergessen, so erklärte der Spieler, das tut man in diesem Computerspiel nicht zweimal. Diese Götter verschaffen sich Respekt. Wer sich um den Willen der Götter nicht schert, den lehren sie das Fürchten!

 

„Do ut des“ haben die alten Römer ihr Verhältnis zu den Göttern auf den Punkt gebracht. Gib den Göttern, damit die Götter dir geben.
Und wehe, wenn die Menschen ihren Teil vergessen oder vernachlässigen.

Und was macht unser christlicher Gott?

Während jeder Programmierer von Computerspielen weiß, dass sich ein Gott Respekt verschaffen muss, um von den Menschen ernst genommen zu werden, wird dieser Gott Mensch.
Und nicht einer von den Mächtigen, sondern einer von den Schwachen; einer, der unter die Räder kommt; einer, der sogar von denen ausgelacht wird, die genauso am Ende sind.

Wir haben uns an die Bilder von Christus am Kreuz längst gewöhnt. Für die antiken Römer war das eine Witzfigur, ein „Don Quichote der Götterwelt“, ein „Retter von der traurigen Gestalt“.

Es gibt eine berühmte antike Zeichnung, mit der sich ein Römer lustig macht über diese Christen, die an einen gekreuzigten Gott glauben: Ein Christ (namens Alexamenos) vor einem Kreuz, an dem ein Esel hängt. Darunter die Inschrift: Alexamenos betet seinen Gott an.
Vor so einem Gott kann man doch keinen Respekt haben...

 

Was mir diese Überlegungen und der Vergleich mit dem antiken Gottesbild deutlich machen ist: Spätestens am Kreuz muss unser christliches Gottesbild alle Furcht vor dem Allmächtigen verloren haben; alle Angst, die Menschen vor diesem Gott haben können, zunichte gemacht haben.

Einen Gekreuzigten fürchtet man nicht.

Das einzige Gefühl, das man für so jemand haben kann ist doch nicht Angst, sondern Mitleid.
Und vielleicht ist es ja genau das, was dieser Gott will.
Offenbar will er nicht unsere Furcht, unsere Angst und auch keinen Respekt mit Zittern und Zagen.

Er will unser Mitleid, unser Mitgefühl – oder (besser gesagt) ein Gefühl, das „Liebe“ heißt.

 

Mag sein, dass die Menschen von Anfang an vor allem Angst vor ihren Göttern hatten.

Mag sein, dass die Beziehung der Menschen zu ihrem Gott in vielen Kulturen mit Furcht und Angst zu tun hat.

Tatsächlich heißt es in einem Psalm: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit.“ (Psalm 111,10).
Ja, aber eben nur der Anfang.

Solange ich jemand fürchte, hat die Liebe keine Chance.

Mit unserer Furcht kann dieser Gott am Kreuz nichts anfangen.

Nur mit unserer Liebe.

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Was bist du für ein Gott,
dass du dich als der Höchste
so tief zu uns Menschen herabneigst,
um uns nahe zu sein – als einer von uns?

Was bist du für ein Gott,
dass du als der Größte
ein kleines Kind wirst,
um uns zu lehren, dass wir alle deine Kinder sind?

Was bist du für ein Gott,
dass du als der Stärkste
so viel Schwäche zeigst,
damit wir uns der eigenen Schwächen nicht schämen?

Was bist du für ein Gott,
dass du als der Mächtigste
so wehrlos und ohnmächtig auftrittst,
um uns den Weg gewaltloser Liebe zu weisen?

Was bist du für ein Gott,
dass du als der Reichste
eine solche Armut wählst,
damit wir deinem Beispiel folgen,
um als Kirche der Armen zu leben?

Paul Weismantel
www.pfarrbriefservice.de

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Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ulrich Lühring