Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls vom 26.06.2022

question-mark-1829459_1920 (c) Pete Lintforth (www.pixabay.de)
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Datum:
So. 26. Juni 2022
Von:
Ulrich Lühring

„Lass mich erst heimgehen und meinen Vater begraben“ hatte der junge Mann gesagt. Und was hat Jesus geantwortet?
„Lass die Toten ihre Toten begraben.“

Muss ich das verstehen?

Ein junger Mann ist bereit, Jesus zu folgen, aber er möchte einfach erst Abschied nehmen von seinem verstorbenen Vater. Und Jesus antwortet auf eine so unsensible, ja, fast schon grausame Art.

Ich gebe gerne zu: Ich stehe da vor diesem Jesus und verstehe ihn nicht.

Und ich bin mit diesem Problem offensichtlich nicht allein. Was mühen sich die Bibelwissenschaftler mit dieser Stelle im Evangelium ab.

Einige versuchen es mit abenteuerlichen Übersetzungen wie „Lass die Zögernden ihre Toten begraben!“ oder „Lass die Toten dem Totengräber, damit er ihnen das Geleit gebe!“

Andere versuchen sich zu retten mit dem Hinweis, dass es sich hier um ein bestimmtes Wort Jesu an einen ganz bestimmten jungen Mann handle in seiner ganz speziellen Situation. Da wir diese Situation nicht kennen, darf man den Satz daher auch nicht verallgemeinern.

Ich stehe bei all diesen theologischen Klimmzügen immer noch vor einem jungen Mann, dessen Vater gestorben ist, und einem Jesus, der zu ihm sagt: „Lass das mit dem Begräbnis, es gibt Wichtigeres.“

Und ich verstehe ihn einfach nicht, diesen Jesus.

Und ich muss auch gestehen, dass es mir recht häufig so geht. Immer dann, wenn mein Verstand mir sagt: Wie kann Jesus so reagieren?
Und so geht es mir nicht nur mit Jesus, so geht es mir auch mit Gott: Wie kann Gott das wollen? Wie kannst du das zulassen? Wie kann das dein Wille sein?

Ich bin mir fast sicher, dass es Ihnen oft ähnlich geht.
Warum macht der das so?
Und ich bekomme keine Antwort, ich habe keine Erklärung.

Vielleicht bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich selbst ins Evangelium hineinzuversetzen; zu spüren, dass ich ja hier angesprochen werde, dass es um mich geht. So als würde Jesus zu mir sagen: Folge mir nach!

Und er sagt eben nicht: Setz dich hin und versuche erst einmal mich zu verstehen. Er sagt nicht: Begreife was hier vor sich geht.
Er sagt einfach: Mach dich auf den Weg.

Schluss mit den vielen Gedanken. Hör auf zu Grübeln. Mach dich auf den Weg.

Das nehme ich für mich mit aus diesem Evangelium: Manchmal kann ich diesen Jesus nicht verstehen, manchmal kann ich Gott nicht verstehen. Aber was von mir erwartet wird, hat nicht mit verstehen zu tun – sondern mit nachfolgen.

Oder anders formuliert: Glaube kommt nicht von Verstehen, sondern von Vertrauen.

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Es ist so viel Angst im Raum.

Angst angesichts des Krieges in der Ukraine.
Angst vor Rezession und Inflation.
Angst, wie es weitergeht mit Corona.
Angst vor der Unsicherheit, in all der Unsicherheit.

Die Angst kann uns zeigen,
dass uns etwas wichtig ist
und dass wir es schützen und bewahren wollen.

Zugleich kann uns Angst lähmen und unfrei machen.
Von der Angst bestimmt zu sein, macht unser Herz eng.
Lieber nichts Neues anfangen.
Lieber nichts riskieren.
Es wird immer enger – im Gefängnis der eigenen Angst.

Angst, Frucht, Sorgen – sie haben viele Gesichter.
Mal ist es die Angst, dass sich etwas ändert,
mal ist es die Sorge, dass sich nichts ändert.

Jesus spricht immer wieder Menschen an,
in Angst, Furcht und Sorgen.
Den jungen Mann in seiner Trauer,
die Jünger hinter verschlossenen Türen.

Das zeichnet IHN aus,
der selbst als Mensch Angst, Unrecht und Schmerz kennt:

Dass er Menschen herausführen kann aus Angst und Sorgen -
wenn sie IHM mehr vertrauen
als der eigenen Angst.

nach einem Text
von Maria Boxberg
in: pfarrbriefservice.de

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Einen gesegneten Sonntag wünscht

Ihr
Pastor Ulrich Lühring