Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum 4. Fastensonntag - 10.03.2024

Heute schon gelebt?

pocket-watch-Ri Butov - pixabay (c) Ri Butov (www.pixabay.de)
pocket-watch-Ri Butov - pixabay
Datum:
Fr. 8. März 2024
Von:
Ulrich Lühring

Haben Sie heute schon gelebt?

Die Frage klingt ein wenig nach einer schon älteren IKEA-Werbung.
Und sie mag auch nach einer blöden Frage klingen – ist aber keine.
Es ist sogar eine sehr wichtige Frage, wenn nicht sogar eine entscheidende.

Haben Sie heute schon gelebt?

 

Gerade, wenn Sie diesen Text nicht am Morgen, sondern später am Tag lesen, haben Sie wahrscheinlich schon irgendeine Pflicht erfüllt, eine Aufgabe erledigt, sind ihren Verpflichtungen nachgekommen.
Wenn Sie schon Nachrichten gehört oder gelesen haben, haben Sie sich wahrscheinlich auch schon geärgert oder vor manchen Entwicklungen Angst bekommen.

Die Gefahr ist aber, dass wir uns so sehr daran gewöhnt haben, dass wir sagen: So ist das halt.
So ist das Leben.

Aber das stimmt doch gar nicht.
Und daran erinnert mich eben diese Frage:
Heute schon gelebt?

Das Leben ist nicht nur Arbeit, Pflicht und Mühsal.
Das Leben ist genauso Freude, Erleben von Freundschaft und Gemeinschaft, immer wieder neu, ein Abenteuer, überraschend und hoffnungsvoll.
Haben Sie in diesem Sinn heute schon gelebt?

 

Eigentlich müsste uns das als Christen nämlich auszeichnen – und zwar gerade in diesen Wochen vor Ostern, die wir „Fastenzeit“ – „Österliche Umkehrzeit“ nennen.
Nichts sollte uns Christen eigentlich ferner liegen als Griesgrämigkeit und Tristesse.
Wenn Christen zum Lachen in den Keller gehen, dann haben sie die Botschaft des Evangeliums nicht richtig verstanden.

Zugegeben: Die kirchliche Verkündigung hat es uns da (gerade in der „Fastenzeit“) nicht gerade leicht gemacht.
Da wurde viel (meiner Meinung nach zu viel)  von Schuld und Sünde und Buße geredet.
Und es entstand irgendwie der Eindruck, dass Freude vielleicht geduldet ist, aber der Verzicht auf alles Angenehme doch wohl das weit bessere sei.

Für wie viele Menschen war der Pfarrer in der Vergangenheit so etwas wie das personifizierte schlechte Gewissen.
Und die Kirche wurde doch wohl eher mit Spaßbremse als mit pulsierendem Leben in Verbindung gebracht.

Dabei geht es doch, gerade in der christlichen Botschaft, darum, dass dieses Leben ein einziges Geschenk Gottes ist.

 

Die Lesung aus dem Epheserbrief, die wir an diesem Sonntag im Gottesdienst hören, beschreibt diese Botschaft mit (zugegeben reichlich blumigen) Worten:

Gott, der voll Erbarmen ist,
hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren,
in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht.
(Eph 2,4-5)

 

Man könnte es vielleicht so übersetzen:

Wir haben keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Wir sind für das Leben bestimmt – und wir dürfen leben in einer Welt, deren Fülle von Wundern einfach ein Geschenk Gottes ist.

Das Leben ist kein Jammertal.
Das Leben ist lebenswert – trotz mancher Beschwernisse und trotz vieler Traurigkeiten.

 

Ich bin kein großer Kinogänger.
Aber irgendwie bin ich über einen Film gestolpert, der aktuell in den Kinos läuft:

Eines Abends sagt die kleine Nina zu ihrem Papa:
„Ich wünschte, wir hätten eine Million Minuten. Nur für die ganz schönen Sachen.“
Dieser Wunsch krempelt im Laufe des Films die ganze Familie und ihre Sicht des Lebens um.
Eine Million Minuten, das sind 694 Tage – oder knapp zwei Jahre des Lebens.
Die Familie macht sich tatsächlich auf die Suche nach einer Million besonderer Minuten – und ihr bisheriges Lebensmodell gerät gehörig ins Wanken.
Am Ende ist es nicht die Traumkarriere, die wichtig ist, das schöne Haus, die Luxusreisen – sondern jede gemeinsame, bewusst gelebte Minute.

Ich finde, das hat ganz viel zu tun mit „Fastenzeit“ – mit sieben Wochen „Umkehrzeit vor Ostern“: Was sind die wirklich kostbaren Minuten in meinem Leben?

 

Wir sind mit Christus lebendig gemacht - sagt Paulus in der Lesung.
Wir sind erlöst, für das Leben bestimmt, nicht erst in irgendeiner fernen Ewigkeit, sondern schon jetzt.

Gott hat uns das Leben geschenkt.
Er hat uns für das Leben bestimmt.
Wir müssen es schlicht und ergreifend ganz einfach nur noch leben – jetzt.

 

Vielleicht nehmen Sie das mit in diese 4. Woche der Fastenzeit:
Wo erlebe ich diese wirklich kostbaren Minuten in meinem Leben?
Und wo eben gerade nicht, auch wenn es mir vorgegaukelt wird – oder ich es mir selbst vormache?

Wo und wann kann ich auf die Frage „Heute schon gelebt“ mit dem Brustton der Überzeugung antworten:
Ja!

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Heute schon gelebt?

In manchen Momenten,
in besonderen Situationen, Minuten und Stunden,
spüre ich das Leben.

Es ist nicht im Hasten und Hetzen zu finden,
sondern im Innehalten.

Solche Minuten sind kostbar.
Wenn ich den Wind auf meiner Haut wirklich spüre
und die Vögel singen höre,
wenn ich einfach spüre: Ich bin lebendig -
es lohnt, zu leben.

Doch manchmal, wenn der Alltag mich einhüllt
und die Zeit einfach so verfliegt,
vergesse ich, dass es sich lohnt zu leben.

Dann wird mir vorgegaukelt
und ich mache mir selbst vor,
dass Erfolg und Besitz das Maß aller Dinge sind.

Doch, wenn ich ehrlich mit mir selbst bin,
sind es die einfachen Augenblicke, die mich wirklich erfüllen.

Heute will ich bewusst leben.
Den Duft der Blumen riechen,
das Zusammensein mit einem Freund genießen,
die Sonne auf meiner Haut spüren.

Denn das Leben ist kostbar –
und es lohnt sich, es zu leben.

Ulrich Lühring

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Einen wahrhaft "lebenswerten" Sonntag wünscht Ihnen
Ihr
UIrich Lühring