Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum 5. Ostersonntag - 28.04.2024

Eine zweite Chance

555182_web_R_by_Helene Souza_pixelio.de (c) Helene Souza (www.pixelio.de)
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Datum:
Fr. 26. Apr. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Hätten Sie ihn reingelassen, diesen Paulus?

Versetzen Sie sich doch mal in die Lage dieser ersten Christen damals:
Der hat ihre Freunde und Verwandte ins Gefängnis gebracht.
Der hat Verfolgungen angezettelt und auch selbst mit Steinen geworfen.

Hätten Sie sich neben ihn gesetzt und einfach so „Mahl gehalten“?
Hätten Sie ihm getraut, wenn er sagt: „Ich habe mich geändert?“

(vgl. Lesung vom 5. Ostersonntag: Apostelgeschichte 9,26-31)

Das muss man sich wirklich einmal vorstellen:
Der, der wohl einer der ersten Christenverfolger und Christenhasser gewesen ist, steht plötzlich da und möchte zur Gemeinde gehören.

Wäre es da nicht viel naheliegender gewesen, sehr vorsichtig zu sein?
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…
Einmal Verbrecher, immer Verbrecher…

 

Warum sollte es dem Paulus besser gehen als vielen Strafgefangenen, die nach der Verbüßung ihrer Strafe keine Arbeit finden und in unserer Gesellschaft keinen Tritt fassen können?
Wer einmal auf die Nase gefallen ist, der kommt im wirklichen Leben ganz selten wieder auf die Beine.
Unsere Gesellschaft ist nicht gerade dafür bekannt, Menschen eine zweite Chance zu geben.

Es gibt Wunden, die heilen niemals ganz.
Vergessen ist oft unmöglich – und auch Vergeben unendlich schwer.

 

Und doch gibt es immer wieder Menschen, die eine zweite Chance brauchen.

Was wäre wohl alles nie geschehen, wenn man Paulus damals nicht diese zweite Chance gegeben hätte?
Und was geschieht heute alles nicht, weil man heute Menschen keine zweite Chance gibt?

 

Wie ist das denn mit mir: Gebe ich Menschen eine zweite Chance?
Und was ist, wenn ich plötzlich selbst so eine zweite Chance nötig hätte?

 

In den Brautleutetagen mit Brautpaaren, die kurz vor ihrer kirchlichen Hochzeit stehen, besprechen wir immer auch die Versprechen, die sie sich gegenseitig bei der Trauung geben – und ich stelle dann auch regelmäßig die Frage: „Was könnte denn passieren, was es Ihnen schwer oder sogar unmöglich macht dieses Versprechen zu halten.“

Und fast immer kommt die Antwort: „Wenn er oder sie mich betrügen würde, dann wäre es aus.“

Ich will hier keine klugen Ratschläge zu geben, geschweige denn bilde ich mir ein, es besser zu wissen.
Aber ich spüre doch ein Unbehagen bei der Vorstellung, jemand diese zweite Chance nicht zu geben – oder sie nicht selbst zu bekommen.

Paulus hat sie erhalten, seine zweite Chance.
Und ich frage mich: Warum?
Waren die Menschen damals anders? Großzügiger?
Oder sind sie „um Gottes Willen“ über den eigenen Schatten gesprungen?

 

Jedenfalls reicht mir das als Impuls für diesen Sonntag schon aus, nicht nur für die kommende Woche:

Was mache ich denn, wenn jemand von mir eine zweite Chance braucht?

Und was würde ich mir wünschen, wenn ich sie brauche: diese zweite Chance...

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Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…

Wenn uns jemand schwer enttäuscht hat,
wenn jemand unser Vertrauen missbraucht hat,
wenn jemand einen wirklich großen Fehler gemacht hat,

dann hallt dieses Wort leise nach
und lässt und zweifeln, ob wir jemals wieder
Vertrauen fassen können.

 

Doch wenn wir in uns gehen
und ehrlich sind zu uns selbst, erkennen wir:
Jeder von uns macht Fehler.
Jeder braucht sie irgendwann einmal:
diese zweite Chance.

Jesus aus Nazareth hat Menschen gelehrt zu vergeben.
Er hat Menschen, die gefallen sind, Mut gemacht
wieder aufzustehen.
Er hat Hoffnung gemacht und Wege aufgezeigt,
selbst wenn das Vertrauen zerbrochen erscheint.

Er gebe uns den Mut,
die Möglichkeit einer zweiten Chance
selbst zu ergreifen
und anderen zu eröffnen.

 

Eine zweite Chance zu geben bedeutet,
zu erkennen, dass jeder von uns lernfähig und veränderbar ist.
Indem wir anderen erlauben, aus ihren Fehlern zu lernen,
glauben wir an das Gute im Menschen,
setzen wir unsere Hoffnung
auf Veränderung und Verbesserung.

Wenn wir den Mut haben,
anderen diese zweite Chance zu geben,
öffnen wir nicht nur die Tür zu neuen Wegen,
sondern befreien auch unser eigenes Ich
von der Last des Grolls.

Ulrich Lühring

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Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag,
Ihr
Ulrich Lühring