Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Gründonnerstag 2024 - 28.03.2024

Wo zwei oder drei

6805_065e_saskia_polzin_in_gottes_namen_0 (c) Saskia Polzin (www.pfarrbriefservice.de)
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Datum:
Mi. 27. März 2024
Von:
Ulrich Lühring

Wenn Sie eine Botschaft hätten, die Sie an möglichst viele Menschen verbreiten wollten – wie würden Sie das machen?

Heutzutage würden Sie wahrscheinlich am Ehesten das Internet wählen: Dieses „X“ (ehemals Twitter), was man heutzutage immer häufiger liest.
Und Sie hätten bald 100.000 Klicks oder 200.000 „Finde ich gut“ oder 300.000 „Freunde“.

Wenn das alles für Sie (wie übrigens auch für mich) „Böhmische Dörfer“ sind, würden Sie vielleicht das Fernsehen wählen oder eine großangelegte Werbekampagne…

 

Und wenn ich Ihnen nun sage: Sie haben kein Internet zur Verfügung, kein Fernsehen, kein Radio, kein Telefon.
Sie dürfen noch nicht einmal ein Wort aufschreiben, um Ihre Botschaft weiterzugeben.

Sie würden sicher sagen: Unmöglich.
Sie ahnen vielleicht, worauf ich hinauswill:

 

Jesus spürt, dass seine Tage gezählt sind. Ihm bliebt nicht viel Zeit, um seine Botschaft weiter zu verbreiten.

 

Und es gibt kein Internet und keine Massenmedien.
Es gibt noch nicht einmal ein einziges geschriebenes Wort von ihm und über ihn (die ersten Evangelien entstehen erst gut 40 Jahre später).
Jesus muss (nüchtern betrachtet) mit dem Vergessen rechnen.
Realistisch betrachtet wird schon bald kein Hahn mehr krähen nach diesem idealistischen, jungen Radikalen aus Nazareth.

Über seine Ideen und seine Botschaft wird schnell Gras drüber wachsen – so haben auch die jüdischen und die römischen Machthaber gedacht.

 

Aber sie haben sich verrechnet.
Er hat einen Weg gefunden, seine Botschaft tatsächlich in die ganze Welt zu tragen.

Genauer gesagt sind es zwei Wege, die heute, am Gründonnerstag, im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen:

  • das Abendmahl
  • die Fußwaschung

 

Er hat ein Mahl, das alltägliche Essen des Brotes – und den Wein des Festes, zum Gedächtnis an sich und zum Zeichen seiner Gegenwart gemacht.
Das gemeinsame Mahl macht deutlich, worauf es für Menschen, die ihm folgen wollen, ankommt: die Gemeinschaft.
Gemeinschaft untereinander – und Gemeinschaft mit ihm.

Darum reicht es nicht aus, im Wald zu beten – oder in der Kirche eine Kerze anzumachen, wenn ich „ein Bedürfnis“ danach habe.
Es reicht nicht aus, wenn ich wirklich Christ sein will.
Denn Christ sein geht nicht ohne Gemeinschaft.

Jesus hat das stille Gebet geliebt.
Aber: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Das Abendmahl, die Gemeinschaft, bleibt der Weg, wie er mitten unter uns ist und bleibt.

 

Aber Jesus hat auch genau gewusst, dass Beten, der Gottesdienst, das Abendmahl allein nicht ausreichen.
Jede Religion, die sich auf Gottesdienst und Kult beschränkt, kann auf Dauer nicht bestehen.
Darum kommt eine zweite Dimension zum gelebten Christsein dazu: die Fußwaschung.
Oder mit anderen Worten: der Dienst an den Anderen, die gelebte Nächstenliebe.

 

Religionshistoriker sagen, dass es nicht der Gottesdienst, nicht die Predigt und auch keine schriftlichen Texte waren, die Menschen in den ersten Jahrhunderten in Scharen zum Christentum brachten, sondern die gelebte, die praktizierte Nächstenliebe.
Gerade in den ersten Jahrhunderten war es das, was Menschen faszinierte, was sie interessierte, was sie fragen ließ „Warum sind die Christen so“? – Die gelebte Nächstenliebe, die alltägliche Fußwaschung.

 

Unsere Kirche steckt in der Krise.
Viele fragen nach dem Weg, der aus der Krise herausführen kann.
Die Reaktionäre sagen: Zurück zu den Zeiten, als die Kirchen noch voll waren. Damals war alles besser.
Oder ist es umgekehrt? Mehr Action, mehr Volksnähe. So wie im Kino (à la Sister Act): Fetzige Musik und die Kirchen sind wieder voll…

 

Der Gründonnerstag erinnert uns an den Weg, den Jesus selbst gewiesen hat:
das Abendmahl – und die Fußwaschung.

Wir leben in einer Welt der immer größeren Individualisierung.
Fast alle Vereine klagen über Mitgliederschwund und erst recht über einen Schwund von Menschen, die sich engagieren, die sich binden, die sich engagieren, einen Posten oder Verantwortung übernehmen.
Wenn die nächsten Wahlen für Pfarreirat oder Kirchenvorstand anstehen, werden wir das wieder öfter hören als uns lieb ist: „Sie können mich ja gerne fragen, wenn etwas ansteht, aber binden möchte ich mich nicht.“

Christsein kann man nicht alleine.

Mir kommt da ein eigentümliches Bild in den Sinn: Es heißt doch „die Pforte zum Himmel ist eng, so eng wie ein Nadelöhr.“
Vielleicht ist es ja so, dass diese Himmelspforte immer enger wird, wenn jemand versucht alleine hindurch zu gelangen.
Erst recht, wenn man sich vordrängelt oder schneller sein will als andere.
Vielleicht ist das ja das Geheimnis, dass man durch diese Pforte niemals alleine, sondern nur in Gemeinschaft kommen kann.

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.

 

Wir erleben eine Zeit der Individualisierung, die bedenkliche Haltungen propagiert: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied!“
„Hol dir, was dir zusteht!“
„America first!“

Was Jesus am Gründonnerstag tut, weist genau in die andere Richtung:

  • Gemeinschaft feiern – im Gottesdienst. Und er sagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis.
  • Und Fußwaschung.
    Gemeinschaft leben – im Alltag.

Seid bereit, füreinander da zu sein – ohne zu fragen: Was habe ich davon?
Und: Was bekomme ich dafür?

Gründonnerstag feiern heißt auch: Bist du bereit, dich von dieser Haltung Jesu prägen zu lassen:
Eben nicht: Ich zuerst
sondern: Gemeinschaft leben – und Füße waschen.

Ulrich Lühring