Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Karfreitag - 29.03.2024

The same prodecure as every year

tv-1015426_1280 (c) Peggy und Marco Lachmann-Anke (www.pixabay.de)
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Datum:
Mi. 27. März 2024
Von:
Ulrich Lühring

Es gibt ja Filme, die kann man sich immer wieder ansehen.
Für die einen mag das „Titanic“ sein, für andere vielleicht eher „Die Feuerzangenbowle“ – oder ein ganz anderer Film.

Das können Andere nicht verstehen: Einen Film mehrmals anschauen – das ist doch langweilig.
Wenn ich den Film einmal gesehen habe, weiß ich doch wie er ausgeht – dann ist doch die ganze Spannung weg…
Und über die gleichen Witze kann ich doch nicht zehnmal lachen….

Vielleicht entdeckt man ja beim zweiten Sehen das eine oder andere Detail; aber wenn ich den Film schon fast mitspielen kann – und die Dialoge auswendig kenne?
Das ist doch nur noch langweilig.

 

Manchmal kommt es mir vor, als hätte die Karwoche etwas von so einem Film, den man schon zig-mal gesehen hat.
mmer die gleichen Texte in den Gottesdiensten.
Immer die gleichen Rituale.

Man weiß genau was kommt.
Man weiß, wie es ausgeht.
Muss man sich das jedes Jahr antun?

 

Manche Antwortversuche gehen sicher in die Richtung: Es ist eben ein Ritus, der jedes Jahr dazugehört.
Weihnachten geht man in die Christmette, sonst kommt ja überhaupt kein richtiges „Weihnachtsgefühl“ auf.
Silvester gehört „Dinner For One“ einfach dazu.
Und am Karfreitag gehört die Karfreitagsliturgie dazu.
Ein Ritus eben. So macht man’s halt.
So, wie es in vielen Familien zum Fest immer das gleiche Essen gibt.
Eben Tradition.

 

Im Radio lief dieser Tage eine Hörerdiskussion über den Karfreitag als gesetzlich verordneten „stillen Feiertag“ – Pro und contra.

Ein Anrufer sagte: „Was geht mich das an, dass vor 2.000 Jahren irgendwo in Israel ein Mann gestorben ist, der für einige (immer weniger) Menschen als Religionsgründer wichtig ist?
Deshalb soll ich heute nicht in die Disco gehen dürfen?

 

Soll ich Ihnen etwas sagen?
Der Mann hat Recht!
Und zwar nicht nur, weil wir als christliche Minderheit nicht länger einer unreligiösen Mehrheit irgendwelche Regeln aufzwingen dürfen.

Wenn Karfreitag lediglich eine Inszenierung ist, die jedes Jahr aufs Neue abläuft,
wenn Karfreitag nichts anderes ist als die Erinnerung an eine Geschichte, die sich vor 2.000 Jahren zugetragen hat,
dann ist Karfreitag tatsächlich nichts anderes als die x-te Wiederholung eines Filmklassikers,
dann kann ich verstehen, dass Karfreitag allmählich langweilig und nichtssagend wirkt.

Ja, am Karfreitag geht es um Jesus,
um die Erinnerung an etwas, das vor 2.000 Jahren stattgefunden hat.

Aber am Karfreitag geht es nicht nur „auch“, sondern zuallererst um uns – um Sie und mich.
Es geht auch um Jesu Tod und um sein Kreuz.
Aber zuallererst geht es um uns.
Um unser Kreuz.
Um unser Sterben.

Es geht um die 139 Toten des Attentats in Moskau,
es geht um die 6 Toten nach der Brückenkollision in Baltimore und ihre Familien,
es geht um die 40-jährige Mutter mit zwei kleinen Kindern, die starb,
um die krebskranke Nachbarin oder Freundin.

Es geht um mich und um Sie,
um Ihr Kreuz.

Dass Jesus als Mensch lebte,
dass er Kreuz, Leiden und Tod auf sich nahm,
hat vor allem den Grund, uns deutlich zu machen, was unser Leben ist – und wie unser Leben ist.

Das Kreuz gehört auch zu unserem Leben.
Es gibt ganz verschiedene Kreuze: Große und kleine, lange sperrige und kleine dicke. So wie es ganz verschiedene Kreuze an den Wänden gibt.

Aber es gibt kein Leben ohne Kreuze.
Es gibt kein Leben ohne Kreuzwege.

 

Und gleichzeitig gilt für unser Leben wie für das Leben dieses Jesus aus Nazareth:

Gott möchte das Leben und nicht den Tod.
Das Leben ist und bleibt stärker als der Tod.

 

Was wir von Jesus hören, dass das Kreuz ihm nicht erspart bliebt, aber dass Gott ihn nicht verlassen hat (auch wenn er es selbst gefürchtet hat), das gilt auch für uns.

Dass Gott ihn nicht im Tod lässt, das gilt auch für uns.

 

Der Text seiner Passion ist so etwas wie ein Drehbuch, das Drehbuch unseres Lebens.
Das Drehbuch für einen Film, der noch nicht fertig ist, sondern gerade erst gedreht wird.
Ein Film, in dem Sie die Hauptrolle spielen.

Ob wir die Rolle Oscar-reif meistern werden – das steht in den Sternen.
Aber sicher ist, dass es in unserem Lebensfilm manchen Karfreitag und manches Kreuz geben wird.
Aber auch das ist sicher: Dass gemäß dem Drehbuch Gottes am Ende ein „Happy End“ stehen wird.

Es wäre absurd, unmenschlich –
Karfreitag zu feiern, wenn es Ostern nicht gäbe.

Aber es ist auch falsch, Ostern zu feiern ohne den Karfreitag.

Es gibt kein Leben ohne Karfreitage, auch das Kreuz gehört zum Drehbuch unseres Lebens dazu.

Darum feiern wir jedes Jahr Karfreitag – und Ostern.
Und darum gehören beide Tage untrennbar zusammen.

Eben nicht nur eine Tradition, sondern eine wichtige Erinnerung daran, was unser Leben ist und wie unser Leben ist.

 

Ulrich Lühring

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6. Kreuzwegstation: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Du bist eine aufmerksame und mutige Frau.
Du siehst einen Menschen, dem es schlecht geht.
Mutig drängst du dich durch die teilnahmslos gaffende Menge.
Du lässt dich nicht lähmen von der Angst vor den Soldaten.
Du fragst nicht: Was ist wenn…
Du hast einfach einen Weg gefunden, deine Anteilnahme auszudrücken

Kein großer Wortwechsel ist nötig
zwischen Jesus und dir.
Einfach nur mit einem Tuch
sein Gesicht abtrocknen.

Du konntest das Leid nicht wegwischen
und nicht ungeschehen machen.
Auch wir können nicht alles Leiden
wegwischen oder ungeschehen machen.

Aber du hast uns gezeigt, worauf es ankommt.

 

Wenn Worte versagen,
lass uns wie du den Mut haben
zu Gesten der Nähe und der Zuneigung.
Eine stille Umarmung,
ein Dasein und Hingehen – statt wegsehen.

Lass uns vom Zuschauer zum Mitleidenden werden.
Nicht kluge Reden sind gefragt, wenn es um Mitleid geht,
sondern kleine, einfache Gesten.

Das ist alles.
Das ist mehr als genug.

nach einem Text
von Stanislaus Klemm
www.pfarrbriefservice.de