Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 06.08.2023

Vom Prinz, der in jedem Frosch schlummert

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Datum:
Do. 3. Aug. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Auch wenn Sie kein passionierter Märchenleser sind, kennen Sie sicher das Bild von der Prinzessin, die den Frosch küsst, der sich dann in einen Prinzen verwandelt.

Wir wissen es natürlich ganz genau:
Welche Prinzessin wird allen Ernstes einen Frosch küssen?

Und kein Frosch wird sich in einen Prinzen verwandeln.

 

Und doch wird, wie in jedem Märchen, eine wichtige Lebensweisheit vermittelt:
In jedem Frosch steckt ein Prinz.

In allen Vorgängen des menschlichen Lebens, in allen Ereignissen und Begebenheiten, in allen Dingen der Schöpfung – und mögen sie hässlich sein wie ein Frosch – steckt eine tiefere, kostbare Wirklichkeit.

Der Dichter Josef von Eichendorff drückt es so aus: „Schläft ein Lied in allen Dingen.“

Man muss allerdings den Mut zum Kuss haben, den Mut zum Sehen und Ohren zum Hören.

Ein Berg kann mehr sein als eine Ansammlung von Felsbrocken.

Die Wellen am Strand sind mehr als die Grenze zwischen Wasser und Land.

Wenn ich Augen zum Sehen habe, sprechen die Berge von der Größe und Erhabenheit der Natur, aber auch von der Winzigkeit des Menschen.
Und wenn ich Ohren zum Hören habe, erzählen die Wellen am Strand in ihrem Rauschen von der Ewigkeit.

Die Dichterin Gertrud von le Fort formuliert:
„Alles Sichtbare ist nur die äußere Gestalt, in die sich ein Unsichtbares hüllt.“

 

Diese Gedanken führen mich zur Verklärung Jesu, die wir an diesem Sonntag feiern.

„Jesus wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden blendend weiß wie das Licht“ – heißt es im Evangelium.

 

Warum hat uns der Evangelist dieses geheimnisvolle Ereignis aufgeschrieben?
Wie ein antiker Sensationsreporter – als „tolle Schlagzeile“?
Oder wollte er uns etwas mitgeben für unseren Lebensweg?

 

Ich denke an die Erkenntnis des Märchens „In jedem Frosch schläft ein Prinz“ und komme damit schon zu einer ersten Deutung des Evangeliums:

Wir werden das Geheimnis des Menschen nicht erfassen, wenn wir nur auf das Äußere schauen.
Der Mensch ist mehr als das, was wir sehen können.

In jedem Menschen schläft etwas Besonders, Göttliches.

Die drei Jünger sehen für einen Augenblick dieses Innere, dieses Besondere, dieses Göttliche in Jesus: Er wurde vor ihren Augen verwandelt und er strahlte wie die Sonne.

 

Der Evangelist will uns aber noch mehr sagen.
„Du bist mein geliebter Sohn“ sagt die Stimme aus der Wolke.

Ist damit nur Jesus gemeint?

Der jüdische Philosoph und Theologe Martin Buber formuliert: „Zu jeder Zeit ruft Gott den Menschen an.“

Er meint damit: Jeder Mensch ist ein von Gott ins Leben Gerufener und bleibt es ein Leben lang.

Schon auf den ersten Seiten der Bibel ruft Gott in den Paradiesgarten hinein: „Adam, wo bist du?“
Und als Adam sich versteckt, weil er sich schämt, lässt Gott sich nicht davon abhalten, ihn anzusprechen: „Wo bist du, Adam?“

Der große, viel zu früh verstorbene Aachener Bischof Klaus Hemmerle hat es so formuliert:

Der Mensch ist gerufen, indem er geschaffen ist.
Das ist das Besondere an ihm: gerufen zu sein.
Die Geschichte Gottes mit dem Menschen ist mit dem Sündenfall Adams nicht zu Ende.
Immer neu macht Gott Anläufe, um das Nein des Menschen in seinem Rufen aufzubrechen.

 

Ich bin ein von Gott Gerufener.
Ich bin eine von Gott Gerufene.

Es war ein großer Fehler, das Wort „Berufung“ auf Priester und Ordensleute zu beschränken.
Der Ruf Gottes gilt jedem Menschen.

Diese Überzeugung beeinflusst auch meine Art und Weise, mit Menschen umzugehen.
Gott ruft jeden Menschen, IHM ist jeder Mensch wichtig.
Und deshalb sollte auch ich Interesse an jedem Menschen haben.

Dass mir das nicht immer gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt nicht nur Sympathie, sondern auch Abneigung gegenüber Menschen.

Aber eigentlich sollte dieser göttliche Anspruch auch mein inneres Maß sein, auch wenn das anspruchsvoll ist:
Den Prinzen erkennen, der in jedem Frosch schlummert.

 

Du bist mein geliebter Sohn.
Du bist meine geliebte Tochter.

Diesen Satz darf ich auf mich beziehen:
Ich bin kein Zufallsprodukt der Evolution.
Ich bin von Gott geliebt.

Das ist nicht einfach ein netter, frommer Gedanke, das kann das Fundament sein, auf dem ich stehe, auf den ich mein Leben aufbaue.

Am Anfang seines Weges, als Jesus von Johannes im Jordan getauft wird, hört Jesus diese Zusage Gottes.
Und als sein Weg immer schwieriger wird, als es Spannungen und Streit gibt, nicht nur mit den religiösen und politischen Führern, sondern auch mit der eigenen Familie, gerade da macht er von neuem diese Erfahrung und hört erneut den Zuspruch: „Du bist mein geliebter Sohn.“

Wenn ich diesen Satz auf mich beziehen kann; wenn ich tief in mir glauben und spüren kann, dass es DEN gibt, dem ich nicht gleichgültig bin, der mit mir im Gespräch bleibt - dann kann ich viele Herausforderungen, die mir das Leben stellt, bewältigen.

 

Am Ende mussten alle vier vom Berg wieder runter und zurück zu den Problemen des Alltags.
Sie konnten sich dem stellen, weil sie ein Fundament hatten, auf das sie bauen konnten:

Du bist meine geliebte Tochter,
du bist mein geliebter Sohn.

Vielleicht ist dieses Wissen, diese Überzeugung ja der Prinz, die Prinzessin, die in jedem Frosch schlummern und wachgeküsst werden wollen.

Predigtideen:
Paul Jakobi (in: Gottes Wort im Kirchenjahr 2023)
Frank Reyans (WDR – Das geistliche Wort – 02.08.2020)

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wenn Gott dir den Himmel öffnet ...

wenn Gott
dir den Himmel öffnet
für einen Augen-Blick
und du Seine Liebe
in ihrer ganzen Fülle
erfährst

wenn Gott
dir ganz nahe kommt
für einen Augen-Blick
und du Seine Zusage hörst
DU BIST MEIN GELIEBTER SOHN
DU BIST MEINE GELIEBTE TOCHTER

wenn Gottes unbegreifliche Liebe
dich tief im Inneren berührt
sei es auch nur für einen Augen-Blick
und du staunend erkennst
es geht Gott um dich
Er hat Sehnsucht nach dir

dann wird in dir
ein Funke entfacht
in diesem Augen-Blick
ein Sehnsuchtsfunke
der dich brennen lässt
für diesen liebenden Gott

und vielleicht
brichst ja auch du dann auf
um augenblicklich
Gottes Liebe weiter zu schenken
sie andern erfahrbar zu machen und ihnen so
den Himmel zu öffnen

Hannelore Baltes
in: Pfarrbriefservice.de

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Küssen Sie den Prinzen wach, der im Frosch schlummert - in sich selbst und in anderen.

Schönen Sonntag,
Ihr

Ulrich Lühring