Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 11.02.2024

Berührungsängste

corona-5016829_1280 (c) Nicole Koenig (www.pixabay.de)
corona-5016829_1280
Datum:
Sa. 10. Feb. 2024
Von:
Ulrich Lühring

Wissen Sie, was für mich das wirklich Überraschende am heutigen Evangelium (Mk 1,40-45) ist?

Nicht, dass Jesus einen Menschen heilt – das kommt ja relativ oft vor.
Auch nicht, dass am Ende der Geschichte der Geheilte sich nicht an die Aufforderung hält „Erzähl niemand davon“. - Wovon das Herz voll ist, davon läuft halt der Mund über.

Wirklich überraschend ist, wie die Geschichte anfängt: Ein Aussätziger kommt zu Jesus.
Das war eine echte Sensation – oder aber ein waschechter Skandal (wie man’s nimmt).

 

Aussätzige, die hat man gemieden, wie der Teufel das Weihwasser.
Die mussten Glöckchen und Klappern tragen.
Die mussten rufen und auf sich aufmerksam machen, damit nur ja niemand in ihre Nähe kam.
Damit jeder wusste: Haltet ja Abstand!
Steckt euch ja nicht an!

Ich muss an die erste Phase der Coronapandemie denken.
Als es noch keine Impfung und keine Medikamente gab und die einzig mögliche Maßnahme hieß: Abstand halten.

Ich muss daran denken, was wir in der Coronazeit den Alleinstehenden und den alten Menschen in den Seniorenheimen angetan haben.
Keine Kontakte, keine Besuche, keine Gespräche.

 

Mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf versuche ich nachzuempfinden, was damals die Diagnose „Aussatz“ bedeutet hat:

Ausgestoßen sein aus der Gesellschaft, aus der Gemeinschaft, aus allen sozialen Kontakten.

Dass der Aussätzige einfach so auf Jesus und seine Begleiter zukommt ist unmöglich – unverschämt – rücksichtslos.

 

Ich denke an die erste Coronazeit, vor der Impfung, und was es da bedeutet hat, wenn Einer die Diagnose „Corona“ bekommen hat.

Auch wenn es mittlerweile Impfstoffe und Medikamente gibt. Ich empfinde es als rücksichtslos und unverschämt, wenn sich jemand in diesen Tagen mit Grippesymptomen und ohne Coronatest in den Karnevalstrubel stürzt.

 

Ich glaube aber nicht, dass der Aussätzige im Evangelium in diesem Sinne einfach rücksichtslos war.
Es geht um eine echte Not.
Einsamkeit, Verlassenheit, Ausgestoßensein – und zwar ohne jede Aussicht auf Änderung.
Da waren eben kein Impfstoff und keine Medikamente in Sicht.

Der Aussätzige war ausgesetzt und ausgestoßen von Allem - für immer.

 

Er fällt in seiner Not vor diesem Jesus auf die Füße, so wie es jeder Todkranke vor dem Wunderarzt tun würde, von dem man sich erzählt, dass er die Wundermedizin entdeckt hat.

Das zweite wirklich Überraschende in der Geschichte, vor allem für die Menschen damals, ist die Reaktion Jesu.
Es heißt: Er streckte die Hand nach dem Mann aus, denn er hatte Mitleid.

„Er hatte Mitleid“ ist eine sehr schwache Übersetzung für das, was da im griechischen Originaltext der Bibel steht.
Das müsste man eher übersetzen mit „da drehte sich ihm der Magen um“.

Und im eigentlichen hebräischen Text steht da ein Wort, das man übersetzen müsste mit „da regte sich in Jesus der Mutterschoß“.

Jetzt mal davon abgesehen, wie sich in einem Mann der Mutterschoß regen kann – es geht in dieser Situation darum, dass Jesus für diesen Aussätzigen fühlt, wie eine Mutter für ihr Kind.
Und welche Mutter würde zu ihrem Kind sagen:
„Geh weg! Steck mich ja nicht an!“

 

Das heutige Evangelium ist nicht nur eine Heilungsgeschichte.

Es ist eine Geschichte über das Verhältnis Gottes zu uns Menschen, das sich zeigt im Verhältnis und im Umgang Jesu zu den Menschen.
Für Gott gibt es keine Aussätzigen.
Für IHN gibt es nichts, was Menschen von IHM trennen könnte.
Gott empfindet für jeden Menschen wie eine Mutter für ihr Kind und mit ihrem Kind.

Und da, wo Menschen damals wie heute als Aussätzige behandelt werden, da dreht sich Gott der Magen um.

Und solche Menschen gibt es (Gott sei’s geklagt) auch heute – auch in der Kirche.

Menschen, auf die man mit Fingern zeigt.
Menschen, die man meidet.
Menschen, denen man den Eindruck vermittelt, sie hätten in der Kirche nichts verloren.

 

Es war höchste Zeit, dass der Papst alle daran erinnert und klarstellt dass man den Segen Gottes niemand vorenthalten darf und kann.
Und es ist ein Skandal, dass darüber überhaupt innerhalb der Kirche diskutiert wird.
Da dreht sich Gott der Magen um (um es mit dem heutigen Evangelium zu sagen).

 

„Trau dich!“ – sagt das heutige Evangelium.
Lass dir von niemand einreden, du seist zu unwürdig, zu schlecht, zu klein, zu…

Gott entscheidet, wenn es um Menschen geht, aus dem Bauch heraus, weil er jeden Menschen mehr liebt, als eine Mutter ihr Kind.

 

Dieses Evangelium ist aber auch ein deutliches Zeichen für uns.

Wir können doch keine Wunder vollbringen…
Wir können doch keine Krankheiten heilen…

Aber können wir nicht doch Ausgestoßene integrieren?

 

Viele haben sich in unserer Wohlstands- und Leistungsgesellschaft zurückgezogen, weil sie denken, nicht mithalten zu können.
Weil sie anders sind…
Weil sie eine Behinderung haben…

Was wäre, wenn wir (wie Jesus) sagen würden: Ich will!
Wir wollen, dass du zu uns gehörst,
dass du dich aufgehoben fühlst – bei uns.

 

Das eigentlich Wichtige im Evangelium ist, dass Jesus da einen Menschen aus seiner Isolation herausgeholt hat.

Hoffnung geben, wo ein Mensch verzweifelt ist.
Zuwendung anbieten, wo Einsamkeit droht.
Räume öffnen, wo Menschen in Sackgassen geraten sind.

Solche Wunder können wir auch vollbringen.

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Jesus rief Mitarbeiter zu sich,
und er gab ihnen Vollmacht,
über Dummheit, Fanatismus und Habgier,
alles auszutreiben,
was Menschen verdirbt und zerstört.

Und er gebot ihnen:
Sprecht: Das Himmelreich
ist nahe herbeigekommen.
Sagt nicht: Es ist alles sinnlos
und vergebliche Liebesmüh;
die Welt ist böse
und hoffnungslos verloren.
Sagt die Nähe Gottes an.

Lenkt die Aufmerksamkeit
auf seine Spuren.
Lieder werden geschrieben
und gesungen.
Tränen werden abgewischt.

Heilt die unverbesserlich Gesunden,
die Sieger, die Erfolgsritter,
die Harten und Gepanzerten.
Stärkt die Leistungsschwachen,
sucht Einsame auf.
Sprengt Isolation und Leidensdruck.
Bekämpft die Gesellschaft, wo sie Menschen kaputt macht.

Befreit die Aussätzigen,
die Randgruppen unserer Gesellschaft,
von ihrem Makel.
Gebt ihnen
ihre Würde zurück,
räumt ihnen Wege frei,
sich selbst zu finden.

Treibt Teufel aus,
Stumpfsinn, Gleichgültigkeit und
Langeweile,
Hass und Rechthaberei,
alles Freund-Feind-Denken,
mit dem sie einander zum Abschuss
freigeben.

Schlagt das Evangelium
den Menschen nicht um die Ohren.
Droht ihnen nicht mit der Bibel
Und Gottes Geist wird euch geleiten.

Manfred Fischer, Einmischung in innere Angelegenheiten – Stuttgart 1981
www.pfarrbriefservice.de

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Allen Karnevalisten wünsche ich fröhliche Karnevalstage (immer mit dem rechten Maß) - und allen, die mit Karneval wenig anfangen können viel Geduld mit den Jecken.

Denn: Am Aschermittwoch ist auch in diesem Jahr alles vorbei.

Herzliche Grüße,
Ihr
Ulrich Lühring