Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 12.11.2023

Wenn das Öl im Krug zur Neige geht

oelkruege-5899_by_martin_manigatterer_pfarrbriefservice (c) Martin Manigatterer (www.pfarrbriefservice.de)
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Datum:
Sa. 11. Nov. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Das heutige Sonntagsevangelium gehört zu den Texten der Bibel, mit denen ich persönlich so meine Schwierigkeiten habe.
Als Quintessenz heißt es am Schluss des Evangeliums, wir sollen wachsam sein, weil wir den Tag und die Stunde nicht kennen. Aber geht es denn wirklich um die Wachsamkeit?
Sowohl die törichten als auch die klugen Jungfrauen schlafen in der Geschichte ein.

Es geht eigentlich doch um das Öl, das zusätzlich mitgenommen wurde.

Und sollen jetzt die klugen Jungfrauen tatsächlich ein Vorbild sein?
Als es darum geht, dass den anderen das Öl nicht reicht, halten sie vom Teilen offenbar nicht viel: Dann reicht es weder für euch noch für uns…
Das klingt nicht besonders christlich.
Reicht es den ach so Klugen wirklich aus, dass sie es zum Hochzeitsmahl geschafft haben. Und was mit den anderen wird, scheint ihnen egal zu sein…

Und auch die Rolle, die der Bräutigam am Ende spielt, gefällt mir nun überhaupt nicht – vor allem, wenn dieser Bräutigam ja offensichtlich dafür steht, wie Gott am Ende mit den Menschen umgeht.
Kann es sein, dass man am Ende nach irgendwelchen Ölvorräten bewertet wird, die man hat oder nicht hat?

Wenn ich in den Bibelkommentaren zu diesem Evangelium umschaue, wird zunächst darauf hingewiesen, dass sich der Text an eine christliche Gemeinde richtet, die in der sogenannten „Naherwartung des Endes“ lebt.
Will heißen: Die Christen der ersten Generation erwarteten die Wiederkunft Jesu Christi und das Ende der Welt nicht irgendwann, nicht wenn sie selbst tot wären, sondern jetzt, bald.
Und mit jedem Monat und jedem Jahr, wo sich diese Wiederkunft Christi verzögerte, setzte damit so etwas wie „Enttäuschung“ ein. Wo bleibt denn die Erlösung, wo bleibt der Christus?

Dieser Enttäuschung setzt das Evangelium sozusagen entgegen: Ihr braucht einen langen Atem. Ihr braucht Ausdauer. Oder (im Bild gesagt): Ihr braucht einen Vorrat an Öl für eure Lampen.

 

Auch wenn ich diese Erklärung nachvollziehen kann, bleibt die Frage: Und was hat dann das Evangelium mit mir, mit uns zu tun?
Von uns erwartet ja wohl niemand, die „Wiederkunft Christi“ noch zu seinen Lebzeiten mitzuerleben.

 

In einem Bibelkommentar stieß ich auf die interessante Frage: Warum sind die törichten Jungfrauen töricht und die klugen klug?

An der Wachsamkeit kann es ja nicht gelegen haben (das habe ich eben schon gesagt); denn offensichtlich sind alle eingeschlafen.
Die naheliegende Antwort ist: Die Törichten haben nicht genug Öl mitgenommen.

Allerdings muss man auf den zweiten Blick sagen: So viel mehr Öl scheinen ja die klugen Jungfrauen auch nicht mitgenommen zu haben, wenn sie nicht mal genug Öl haben, um mit den anderen zu teilen, wenn der Bräutigam schon fast da ist.

Kann es um das bisschen „mehr an Öl“ gehen?

 

Der genannte Bibelkommentar stellt die etwas gewagte, aber interessante These auf: Die Törichten seien eigentlich deswegen töricht gewesen, weil sie weggegangen sind, um Öl zu kaufen.
Sie hätten einfach warten müssen und darauf vertrauen, dass der Bräutigam sie auch im Dunkeln erkennt (er ist ja auch irgendwie bis hierhin gekommen) und sie auch ohne brennende Lampen mitnimmt.
Dann wäre ja die Türe nicht ins Schloss gefallen und sie hätten auch auf diese Weise am Fest teilnehmen können.

 

Ich gebe zu, es steht nicht genau so da. Aber mit diesem Ansatz kann ich etwas anfangen: Das eigentlich Törichte ist, dass diese Jungfrauen nicht genug Vertrauen in den Bräutigam haben.
Dass sie nicht darauf vertrauen, dass ER sie auch im Dunkeln sieht.

Mit dieser Botschaft kann ich durchaus etwas anfangen:
Es kann uns passieren, dass uns das Öl ausgeht. Das Öl des Glaubens, das Öl der Hoffnung.

Aber es ist töricht, nicht daran zu glauben, dass ER uns auch im Dunkeln sieht, dass ER gerade im Dunkeln zu uns steht.

Gerade wenn es um den Glauben geht, braucht es manchmal Durchhaltevermögen – und wenn das Öl ausgeht auch den Mut, Dunkelheiten auszuhalten.

 

Dieser Ansatz beantwortet nicht alle Fragen und löst nicht alle Probleme, die ich mit diesem Evangelium habe, aber er ist zumindest eine Möglichkeit, damit umzugehen.

Und eine Anregung, auch aus diesem schwierigen Evangelium etwas für mich mitzunehmen.

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Weiß gar nicht, wo es herkommt

weiß gar nicht
wo es herkommt
dieses rettende Dennoch
diese vorwärts blickende Trotzkraft
diese unumstößliche Zuversicht
dass alles gut wird
dass vieles schon gut ist

in all dem Dunkel
das uns in dieser Zeit umgibt
in all den Einladungen
zu Frust und Verzweiflung

inmitten erloschener Gesichter
und menschenverachtender Parolen

 

kann sein
ein Engel fliegt mir voran
und einer stärkt mir den Rücken
und einer trägt mich auf Händen
damit die Drachen und Nattern
mich nur an den Fußsohlen kitzeln

kann sein
ich habe einen neuen Blick bekommen
oder ich träume
wir wären schon längst erlöst

als hätte ich es bereits hell aufleuchten sehen
das ewige Licht der Weihnacht
inmitten dieser endlosen Nächte

als wäre ich schon angekommen
dort wo der Friede wohnt

Miriam Falkenberg
aus: dies., Kaum zu glauben. Gedichte an Gott und die Welt. Epubli 2021. www.gedichte-falkenberg.de, In: Pfarrbriefservice.de

 

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Herzliche Grüße - und einen schönen Sonntag

Ihr
Ulrich Lühring