Willkommen in der Pfarrei St. Barbara Breinig
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Geistlicher Impuls zum Sonntag - 25.10.2023

Eine Frage der Balance

eine_frage_der_balance_by_peter_weidemann_pfarrbriefservice (c) Peter Weidemann (www.pfarrbriefservice.de)
eine_frage_der_balance_by_peter_weidemann_pfarrbriefservice
Datum:
So. 29. Okt. 2023
Von:
Ulrich Lühring

Neulich habe ich gehört: Da hat jemand in einem Mehrfamilienhaus für einen alleinstehenden Nachbarn die Pflegschaft übernommen.

Ich muss gestehen: Ich war mehr als beeindruckt.
So eine Pflegschaft zu übernehmen, ist eine große Aufgabe: Behördengänge erledigen, Finanzen verwalten – und vor Allem: Entscheidungen für jemand übernehmen, die er selbst nicht treffen kann.
Eine gute Sache.

Was aber, wenn jemand diese Aufgabe nicht ernst nimmt?
Wenn jemand die Pflegschaft schlecht ausübt.
Das ist schlimm.

Dabei kenne ich unzählige Beispiele.
Und ab und zu (oder viel zu oft) muss ich mich selbst wohl auch mit dazu rechnen.
Und Sie übrigens auch.

Ich habe nämlich auch eine Pflegschaft übernommen. Und Sie auch.
Ein Mensch ist mir anvertraut.
Und der bin ich selbst.

Ich habe sozusagen die Pflegschaft für mich selbst.
Ich bin mir – christlich gesehen – von Gott anvertraut.
Sie sind sich anvertraut.

Und jetzt fragen Sie sich bitte einmal – und bitte ganz ehrlich – wie Sie mit sich selbst umgehen.
Sie müssen jetzt auch gar nichts dazu sagen, aber ich fürchte: Wenn wir mit anderen so umgehen würden, wie wir es manchmal (viel zu oft) mit uns selbst tun – diese anderen würden sich ganz schön bedanken.

  • Ich weiß, dass ich etwas für meine Gesundheit tun müsste, mehr Sport treiben – und nichts geschieht.
  • Ich weiß, dass ich dringend zur Ruhe kommen müsste – und bin dauernd auf Achse.
  • ...

Wenn es um uns selbst geht, weiß doch eigentlich niemand besser als wir selbst, was wir eigentlich brauche.
Aber wenn es um uns selbst geht, ist das auch der Bereich, wo wir als Erstes Abstriche machen.

Vielleicht sagt Jesus ja gerade darum nicht nur: Du sollst deinen Nächsten lieben.
Sondern: Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst.

 

Mein Psychotherapeut wird nicht müde zu sagen: Das ist einer der genialsten Sätze Eurer Bibel.
Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst.

Es geht um eine Balance, um ein Gleichgewicht.
Und wenn diese Balance in eine Richtung kippt, dann geht es schief.

Wer nur sich selbst liebt, der wird zum Narzist, zum Egoisten.

Wer sich noch so viel um andere kümmert, dabei aber Raubbau mit der eigenen Gesundheit und den eigenen Kräften treibt, wird am Ende selbst auf der Nase liegen.

 

Vielleicht ist das „Entweder-oder“ einer unserer größten Fehler: Entweder sind wir für andere da oder sorgen für uns selbst.

Entweder lieben wir den Menschen oder wir lieben Gott – oder anders formuliert: Entweder sind wir fromm oder aktiv für andere.

Für Jesus gibt es, das sagt mir das heutige Evangelium, kein „Entweder-oder“. Bei ihm heißt es immer „Sowohl-als-auch“.

 

In der christlichen Moral wurde und wird immer sehr der erste Teil dieses Satzes betont.

Das ist gerade in der heutigen Zeit, in der es sehr deutlich immer egoistischer zugeht, verständlich. Aber es ist auch eine Gefahr.

Das Gleichgewicht muss stimmen.

Wer mit seiner Gesundheit und mit seinen Kräften Raubbau treibt, der versündigt sich.

Wer sich selbst nichts gönnt, wer verlernt hat zu genießen, der wird am Ende selbst ungenießbar.

 

Bernhard von Clairvaux schrieb schon vor 900 Jahren:

Denk daran: Gönne dich dir selbst.

 Wenn alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat.

 Ich sage nicht: Tu das immer.
Ich sage nicht: Tu das oft.
Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal.
Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da.

 

Oder, wie es Jesus gesagt hat:
Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst.

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Für Jesus von Nazareth, den wir Christus nenne, ist eine gesunde Selbstliebe absolut wichtig.

Nicht, weil wir so tolle Hechte sind.
Nein.
Weil Gott uns gemacht hat.
Wir sind seine Erfindung.
Jeder und jede von uns.

Und genau deshalb sollten wir uns wertvoll finden.

 

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Das stärkt diejenigen, die zu klein von sich denken.
Und es rückt denen die Perspektive zurecht, die sich für den Nabel der Welt halten und für sich selbst in allen Situationen Vorfahrt reklamieren.

Je gesünder, je heiler unser Selbstbild ist,
je mehr wir uns so, wie uns Gott geschaffen hat, wertschätzen und lieben, desto mehr können wir uns auch anderen Menschen öffnen.

Jesus nennt Selbstliebe und Nächstenliebe bewusst in einem Atemzug.
Die Voraussetzung, um vom Ich zum Du zu kommen, ist eine gesunde Selbstliebe.

Sonst kann die „Nächstenliebe“, die Beziehung zu meinen Mitmenschen zum Krampf werden.

Darum: Sei dir etwas wert.
Gönne dir etwas.

Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst.

stark gekürzt nach:
Michael Rathgeb – www.coach-link.de

gefunden bei: pfarrbriefservice.de

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Einen schönen Sonntag!

Ihr
Ulrich Lühring